Das
alte Lair gab es nicht mehr. Alle verbliebenen Einwohner hatten sich jedoch
retten können, als das Dorf abbrannte. Raven wusste nicht wie es zum Feuer kam.
Aber da ohnehin die Flucht vor den Kurii bevorstand, war bereits alles gepackt
und auf Booten verstaut. Sie
fanden neues Land: Raven mit Rayna und Corin, Umbra und Prayer mit ihrem
Daario, Vic und Brom mit ihrer Elina und auch Mordecai und Colwyn konnten sich
in Sicherheit bringen. Sie standen auf einem unbebauten Stück Land mit direktem
Zugang zum Thassa. Alle packten sie mit an und schnell wuchs Lair zu altbekannter
Schönheit heran.
Eines
Nachmittags ging Raven durch das neue Lair. Es war noch alles recht neu für ihn
und so nutzte er die Gelegenheit, sich mit dem neuen Dorf vertraut zu machen. Er
vernahm Stimmen und erkannte die seines Jungen. Raven schlich sich näher heran
und sah durch das mannshohe Gras, dass da eine rotblonde Bond auf seinem Schoß
kauerte. Zoe, die Kleine an Mordecai’s Seite und deren Verr, standen ebenso
dabei und Raven fluchte innerlich, als diese ihn bemerkt hatte und Corin mit
Blicken eine Warnung zu verstehen geben wollte. Schnell hockte sich Raven ins
Gras und sah Corin’s suchenden Blick, als dieser in die Richtung sah, in die
Zoe deutete.
Raven
stand auf, knurrte und baute sich vor den dreien auf. Laut wollte er wissen,
was hier vor sich ginge.
Düster glitt sein Blick über jeden einzelnen und die
Rotblonde rutschte von Corin’s Schoß. Raven deutete mit dem Kinn auf die Bond
und fragte wer das sei und was sie hier zu suchen hatte. Die Bond kniete vor
Raven und nannte ihren Namen. Rubin hieß sie und sie wollte Corin besuchen.
Raven hörte wohl nicht recht. Seit wann besuchen sich Sklaven gegenseitig und
dann auch noch ohne Herrschaft?
Raven
sah verständnislos in Corin’s treue blaue Augen, mit denen er zu ihm auf
blinzelte. Raven erwartete eine Erklärung. Corin war ohne Raven’s Wissen nach
Folkvangar gereist. Es war schon ein paar Hände her. Er reiste mit einem
reisenden Jarl mit. Corin berichtete weiter, dass er dort Rubin und ihre Herrin
traf. Raven knirschte mit den Zähnen und machte einen Schritt auf die beiden
zu. Er konnte es nicht fassen, schon wieder hatte Corin ohne Erlaubnis das Dorf
verlassen. Zoe, die bis auf ihren Gruß bislang nichts weiter von sich gegeben
hatte, faselte eine Entschuldigung und nahm ihre Hände in die Hand. Raven sah
ihr aufgebracht und fassungslos nach, dann sah er auf Corin herab. Er hatte
eigentlich erwartet, dass Corin nach Managams Dahl gelernt hatte. Nachdem Raven
ihn von dort abgeholt hatte, zum Glück hatte man einen Boten geschickt, hatte
er Corin verdroschen und ihm für mehr als eine Hand ein blaues Auge beschert.
Corin
behauptete, dass man ihm gesagt hätte, Shani wäre nicht tot. Da rastete Raven
aus. Er war es schließlich, der Shani bleich und steif in einer Blutlache und
mit Raven’s Dagger in der Hand am Bach fand. Corin streichelte Rubin’s Wange
und diese Vertrautheit ließ Raven fast explodieren. Wieder und wieder bat Corin
seinen Jarl, dass er Rubin gehen lassen möge. Raven schnaufte. Nichts in dieser
Richtung würde er tun! Rubin würde erstmal ein Fell in der Hall finden und dann
würde er einen Boten nach deren Herrin aussenden. Um nichts in der Welt würde
Raven die Bond allein reisen lassen. Er wies Corin an Rubin die Hall zu zeigen
und dann sollten sich beide beim Feuer einfinden, da Raven mit Corin noch ein
Vulo zu rupfen hätte. Raven machte auf dem Absatz kehrt und ging den Weg zurück
zum Haus und von dort zur Feuerstelle.
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Raven trifft auf Mordecai und Zoe |
Dort
traf er auf Mordecai und Zoe nebst deren Verr. Schnaufend grüßte Raven und nahm
auf einem der Baumstümpfe Platz. Mordecai entging der gereizte Ton natürlich
nicht und erkundigte sich nach dem Grund. Raven winkte ab und erzählte in
wenigen Sätzen von Corin’s Weltreise und seiner neu entdeckten sozialen Ader.
Zoe schickte er nach einem Paga. Mordecai schlug ein paar Tage Aufenthalt im
Käfig vor und Raven war der Gedanke selbst auch schon gekommen. Er hoffte Corin
so seine Reiselust austreiben zu können. Die nächsten 3 oder 4 Nächte sollte
der Verschlag bei der Schmiede sein Nachtlager sein. Oder er würde Corin einfach
die Nähe zu sich verwehren, das würde ihm sicherlich noch eher zu denken geben.
Zoe brachte Raven seinen Paga und Mordecai verabschiedete sich, er wollte
angeln gehen und lud Raven ein ihn zu begleiten. Raven war aber nicht danach,
er versprach nachzukommen und eher er sich versah, waren Mordecai und sein
Anhängsel auch schon verschwunden.
Raven
dachte nach und als er aufsah, standen Corin und Rubin vor ihm. Er trank seinen
Paga leer und warf den Becher hinter sich. Corin kroch auf allen Vieren hinter
dem Becher her und fragte, ob Raven noch einen wünschte. Raven würdigte ihn
keines Blickes und brummte verneinend. Dann sah er Corin kalt an und gestattete
ihm, sich den Verschlag bei der Schmiede auszuwählen, der nun sein Nachtlager
werden sollte. Corin trug es scheinbar mit Fassung, aber Raven konnte deutlich
den Ausdruck in seinen Augen sehen. Diese Strafe würde Corin sicher nicht so
schnell vergessen.
Raven
stand auf, sah von einem zum anderen und ging dann ohne ein weiteres Wort
Mordecai nach. Er hockte sich ins Gras und sah Mordecai und Zoe beim Fischen
zu. Im Gegensatz zu Mordecai zog Zoe einen Fisch nach dem anderen an Land.
Mordecai warf Raven eine Angel zu, aber der sah sie nur wie einen Fremdkörper
an. Er hatte vom Fischen überhaupt keine Ahnung und hatte sich bislang immer
auf das Beobachten beschränkt. Zudem fehlte ihm die Lust es zu lernen. Corin
kam hinzu, allerdings ohne Rubin. Raven war die Bond ziemlich egal, das
Verhalten seine Thrall‘s ärgerte und beschäftigte ihn umso mehr. Corin grüßte
wie es sich gehörte und kniete etwas abseits vom Geschehen. Zoe hatte ein
Gefühl für angespannte Situationen und bot Raven einen Teil ihres Fanges an.
Sie und Corin könnten daraus eine Fischsuppe für alle zubereiten. Aber Raven
durchschaute den Versuch ihn abzulenken. Corin würde heute ganz sicher nichts
mehr machen. Das einzige was er heute noch vor hatte, war seinen Jarl zur
Schmiede zu begleiten und dort sein Nachtquartier zu beziehen.
Raven
legte Corin zur Demütigung an die Kette und führte ihn so zur Schmiede.
Dort
schloss er die schweren Stahltore auf und ließ Corin sich einen der Verschläge
aussuchen. Als Corin sich in einer der Boxen zusammengerollt hatte, sicherte
Raven die Gitter und sah mit einem enttäuschten Blick auf seinen Jungen. Dann drehte
er sich wortlos um und ging zurück ins Haus.
Lange lag Raven noch wach, allein in seinem großen Bett. Auch wenn er es ungern zugab, sein Junge fehlte ihm...
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