Raven
ging zum Feuer. Er traf dort auf Mordecai, der wie immer auf seinem
Lieblingsplatz hockte, die aufgestapelten Fässer. Mordecai war ein schweigsamer
Geselle. Raven konnte sich eigentlich nicht daran erinnern, große Gespräche mit
ihm geführt oder ein solches mit anderen Bewohnern mitbekommen zu haben. Raven
wolle gerade ansetzen zu einem Gespräch, als er einen panischen Ruf vernahm und
er erkannte Corin’s Stimme. Ein Kur!
Raven hob den Kopf und versuchte die Richtung auszumachen und auch Mordecai hob den Kopf. Langsam ließ er sich von den Fässern gleiten und fragte Raven, ob er richtig gehört hätte. Und Raven nickte, er hatte auch Kur verstanden und prompt waren ihm Vic’s Worte vor ein paar Tagen wieder im Ohr. „Sie werden kommen und unser Land fordern, die Kurii werden Anspruch auf uns und unseren Besitz erheben!“ Raven hatte keine Erfahrung mit diesen Wesen, bislang konnte er immer einen großen Bogen um sie machen. So nah wie jetzt, scheinbar befand sich der Kur schon im Dorf, war er noch nie einem gekommen. Mordecai war erfahrener Krieger, was man auch an seinen vielen Narben und auch an der Augenbinde sehen konnte. Viel wusste Raven nicht über ihn, dafür hatte er zu selten mit ihm sprechen können.
Raven
zog seinen Bogen und legte einen Pfeil ein. Mordecai schüttelte grinsend seinen
Kopf. Pfeile würden wenig nützen, nur Stahl könnte sie verwunden. Für einen
guten Schuss mit viel Wucht bräuchte man zu lange. Raven steckte seinen Bogen
wieder weg und griff nach seinem Schwert. Corin kam mit panischem
Gesichtsausdruck auf ihn zugestürmt und erzählte, was die Bestie wollte. Es
hatte Corin nahe dem Dorfeingang gestellt. Es wollte mehr Fleisch. Und es
wollte das Land, er würde den Kurii gehören.
Mordecai
wies Raven an, mit Corin im Hintergrund zu bleiben. Er würde sehen, was er tun
kann und wenn es brenzlig würde, dann solle Raven eingreifen. Mit einem
Zwinkern meinte er, dass es nicht der Erste wäre, den er überleben würde. Mit
einer Hand auf seinem Schwert ging er mit Bedacht auf das Tier zu und fragte in
einem für Raven sehr erstaunlich freundlichen Ton, was der Kur ins Dorf führe.
Die Stimme war grauenhaft tief und rau. Zwei Hand würde man den Dorfbewohnern
geben, um das Land zu verlassen. Sie könnten von Glück reden, wenn die Kurii
sie gehen lassen würden.
Raven
ging näher heran, keine 15 m war er von Mordecai und Kur entfernt und seine
Hand lag reaktionsbereit auf dem Schwertgriff. Er schob Corin hinter sich und
spitzte die Ohren. Mordecai stellte fest, dass es wohl ein Frischling sein musste,
ein erfahrener Kur würde nie allein in ein Dorf eindringen. Da holte das Tier
schon zu einem Hieb aus und Mordecai wich geschickt aus. Nur ein Teil seines
Kimonos hing an den Krallen der Bestie. Er zog sein Schwert aus seinem Gürtel,
noch war die Klinge in der Scheide verborgen. Beide funkelten sich an, wobei
Mordecai einen gelasseneren Eindruck machte als der Kur. Die Bestie stampfte
auf Mordecai zu, beugte sich weit zu ihm vor und brüllte, dass das Dorf Fleisch
und all seine Nahrungsvorräte am Hafen deponieren sollte.
Mordecai
schlüpfte geduckt neben dem Kur hindurch und verpasste ihm mit der Scheide
seines Schwertes einen leichten Hieb. Es sollte verschwinden, andernfalls wäre
der nächste Hieb mit der Klinge. Der Kur holte mit seiner Pranke aus und
erwischte Mordecai an der Schulter. Der fasste an die Stelle und als Mordecai
sich seine blutige Hand ansah, konnte Raven erkennen, dass der Blick des
Kriegers von einer Ihn zur nächsten schlagartig eiskalt wurde. Er zog sein
Schwert aus der Scheide und griff den Kur an. Mit Schwung stürmte er auf die
Bestie zu und hieb auf dessen rechte Seite, bevor er unter den riesigen Pranken
hindurch tauchte. Der Kur knurrte bestialisch laut und attackierte Mordecai,
traf ihn mit seinen Klauen an dessen Brustkorb. Mordecai schien den Schmerz
seiner Verletzung nicht wahrzunehmen. Er stoppte abrupt in seiner Bewegung und
hieb weiter auf den Kur ein. Er bohrte ihm sein Schwert in den Arm und drehte
die Klinge dabei. Der Kur brüllte und riss seine Krallen aus Mordecai’s Brust,
zerrte seinen Arm aus dessen Klinge und lief wütend brüllend aus dem Dorf. Er
drohte mit der Rückkehr ins Dorf, jedoch mit einer ganzen Armee.
Im Dorf kehrte Ruhe ein, nur die dünne Blutspur aus dem Dorf hinaus zeugte vom Kampf. Mordecai schwankte leicht und sank nach vorn auf seine Knie. Sein blutiges Schwert fiel lautlos in das Gras neben ihm. Raven und Corin rannten zu ihm und Raven wies seinen Jungen an, sich um den Verletzten zu kümmern. Er hob das Schwert auf und gemeinsam trugen sie ihn in Umbra’s Heilerstube.
Im Dorf kehrte Ruhe ein, nur die dünne Blutspur aus dem Dorf hinaus zeugte vom Kampf. Mordecai schwankte leicht und sank nach vorn auf seine Knie. Sein blutiges Schwert fiel lautlos in das Gras neben ihm. Raven und Corin rannten zu ihm und Raven wies seinen Jungen an, sich um den Verletzten zu kümmern. Er hob das Schwert auf und gemeinsam trugen sie ihn in Umbra’s Heilerstube.
Corin kam
mit der Erstversorgung alleine klar und Raven machte sich auf die Suche nach Umbra.
Er
rannte durch das Dorf und traf auf Vic, die gerade mit ihrer kleinen Tochter im
Tragetuch spazieren ging. In kurzen Sätzen berichtete er von dem Kampf und den
Verletzungen. Dann rannte Vic los und Raven suchte weiter nach Umbra. Als er
sie nicht fand und sie auch auf seine Rufe nicht reagierte, rannte er zurück
zur Heilerstube, vielleicht konnte man dort seine Hilfe brauchen.
Als
er dort ankam, war Corin über Mordecai gebeugt und machte sich mit einer
Pinzette an dessen Brustverletzung zu schaffen. Vic wusch sich die Hände mit
Green Paga und ließ sich von Corin auf den Stand der Dinge bringen. Raven bot
sich an, die kleine Elina zu nehmen, damit Vic in Ruhe arbeiten konnte. Mit
einem dankbaren Lächeln übergab sie ihm das Baby und Raven nahm es in den Arm.
Er war ja noch geübt von seiner Lale. Er ging mit dem kleinen Bündel auf dem
Arm nach Hause, holte dort die kleine Brusttrage und legte Elina hinein.
Er beschloss wie schon so oft auf den Runenberg zu steigen und dort um die Gunst
der Götter zu bitten. Andächtig stand er vor dem steinernen Altar und streichelte
dem Baby über den Kopf. Ohne dass er es merkte, begann er leise ein Lied zu
summen, das Lale als Baby auch sehr mochte. Raven lächelte und Elina
beobachtete mit wachen Augen die Umgebung. Langsam ging Raven mit Elina vor der
Brust zurück ins Dorf und setzte sich auf die Bank vor der Heilerstube.
Von
drinnen drangen hastig gesprochene Anweisungen an sein Ohr. Raven streichelte
Elina’s Köpfchen und lauschte ins Haus.
Es fühlte sich gut an so ein zartes und
wunderbar duftendes Wesen bei sich zu haben und Raven seufzte. Er ging ans
Fenster und sah hinein, Mordecai saß auf der Liege und Vic legte ihm einen
Verband an. Sie war also fertig.
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Raven und Elina |
Raven
ging wieder in die Heilerstube und Elina begann freudig zu glucksen, als sie
ihre Mama sah. Vic streichelte ihre Tochter zärtlich unter dem Kinn. Mordecai
rutschte von der Liege und griff nach seinen Waffen, die Raven vorhin auf das
Tischchen neben der Liege gelegt hatte. Er bedankte sich bei Raven, dass dieser
vorhin nicht in den Kampf eingriff, so ist nur er selbst verletzt worden. Er
verabschiedete sich mit erhobener Hand und schlurfte nach draußen. Raven nahm
Elina aus der Trage, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und gab sie Vic
zurück. er bot sich als Sitter an, falls Vic und Brom ein paar Ahn für sich
haben wollen. Er stellte nur die Bedingung, dass Elina satt und sauber wäre.
Vic strahlte ihn an und dankte ihm für das Angebot. Raven wusste ja selbst,
dass es für ein paar schwer ist Zeit für sich zu haben, wenn es gerade einen
Säugling zu versorgen hatte.
Raven
zog es nach draußen. Seine Abneigung gegen Heilerstuben hatte er noch nicht
abgelegt. Er ging mit Vic und dem Baby zum Feuer und Vic versorgte ihn mit
Paga. Sie bat ihn ihr nun nach der ganzen Aufregung in Ruhe das Geschehen
nochmal zu erzählen. Corin kam hinzu, nachdem er die Heilerstube wieder
gereinigt hatte. Man besprach gerade das Passierte, als Umbra verschlafen zur
Runde kam. Wieder erzählte Raven seine Geschichte und Corin berichtete von
Mordecai’s Verletzungen und dessen Behandlung. Auch Mordecai kam zu der kleinen
Runde hinzu und setzte sich behäbig auf eines der Fässer. Er hatte vorgehabt
sich auszuruhen, aber genau diese Ruhe fand er nicht.
Bei
Met und Paga beratschlagte man noch ein Weile, was man tun kann, wenn die Kurii
erneut über das Dorf einfallen. Da sie nicht schwimmen konnten und Wasser
verabscheuten, gelang man zu der Idee, auf Flößen oder Schiffen sein Hab und
Gut und sein Leben in der Bucht vor dem Dorf zu sichern. Zumindest so lange,
bis die von Prayer gesandten Krieger von ihrer Suche nach neuem Land
zurückkehrten. Im Zweifel musste man den Kurii das Land überlassen und auf dem
neuen Land ein neues Dorf aufbauen…
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