Mittwoch, 3. Juli 2013

Wird Vic's Prophezeiung wahr?

Raven ging zum Feuer. Er traf dort auf Mordecai, der wie immer auf seinem Lieblingsplatz hockte, die aufgestapelten Fässer. Mordecai war ein schweigsamer Geselle. Raven konnte sich eigentlich nicht daran erinnern, große Gespräche mit ihm geführt oder ein solches mit anderen Bewohnern mitbekommen zu haben. Raven wolle gerade ansetzen zu einem Gespräch, als er einen panischen Ruf vernahm und er erkannte Corin’s Stimme. Ein Kur! 

Raven hob den Kopf und versuchte die Richtung auszumachen und auch Mordecai hob den Kopf. Langsam ließ er sich von den Fässern gleiten und fragte Raven, ob er richtig gehört hätte. Und Raven nickte, er hatte auch Kur verstanden und prompt waren ihm Vic’s Worte vor ein paar Tagen wieder im Ohr. „Sie werden kommen und unser Land fordern, die Kurii werden Anspruch auf uns und unseren Besitz erheben!“ Raven hatte keine Erfahrung mit diesen Wesen, bislang konnte er immer einen großen Bogen um sie machen. So nah wie jetzt, scheinbar befand sich der Kur schon im Dorf, war er noch nie einem gekommen. Mordecai war erfahrener Krieger, was man auch an seinen vielen Narben und auch an der Augenbinde sehen konnte. Viel wusste Raven nicht über ihn, dafür hatte er zu selten mit ihm sprechen können.

Raven zog seinen Bogen und legte einen Pfeil ein. Mordecai schüttelte grinsend seinen Kopf. Pfeile würden wenig nützen, nur Stahl könnte sie verwunden. Für einen guten Schuss mit viel Wucht bräuchte man zu lange. Raven steckte seinen Bogen wieder weg und griff nach seinem Schwert. Corin kam mit panischem Gesichtsausdruck auf ihn zugestürmt und erzählte, was die Bestie wollte. Es hatte Corin nahe dem Dorfeingang gestellt. Es wollte mehr Fleisch. Und es wollte das Land, er würde den Kurii gehören. 
 
Mordecai wies Raven an, mit Corin im Hintergrund zu bleiben. Er würde sehen, was er tun kann und wenn es brenzlig würde, dann solle Raven eingreifen. Mit einem Zwinkern meinte er, dass es nicht der Erste wäre, den er überleben würde. Mit einer Hand auf seinem Schwert ging er mit Bedacht auf das Tier zu und fragte in einem für Raven sehr erstaunlich freundlichen Ton, was der Kur ins Dorf führe. Die Stimme war grauenhaft tief und rau. Zwei Hand würde man den Dorfbewohnern geben, um das Land zu verlassen. Sie könnten von Glück reden, wenn die Kurii sie gehen lassen würden.

Mordecai und der Kur

Raven ging näher heran, keine 15 m war er von Mordecai und Kur entfernt und seine Hand lag reaktionsbereit auf dem Schwertgriff. Er schob Corin hinter sich und spitzte die Ohren. Mordecai stellte fest, dass es wohl ein Frischling sein musste, ein erfahrener Kur würde nie allein in ein Dorf eindringen. Da holte das Tier schon zu einem Hieb aus und Mordecai wich geschickt aus. Nur ein Teil seines Kimonos hing an den Krallen der Bestie. Er zog sein Schwert aus seinem Gürtel, noch war die Klinge in der Scheide verborgen. Beide funkelten sich an, wobei Mordecai einen gelasseneren Eindruck machte als der Kur. Die Bestie stampfte auf Mordecai zu, beugte sich weit zu ihm vor und brüllte, dass das Dorf Fleisch und all seine Nahrungsvorräte am Hafen deponieren sollte.

Mordecai schlüpfte geduckt neben dem Kur hindurch und verpasste ihm mit der Scheide seines Schwertes einen leichten Hieb. Es sollte verschwinden, andernfalls wäre der nächste Hieb mit der Klinge. Der Kur holte mit seiner Pranke aus und erwischte Mordecai an der Schulter. Der fasste an die Stelle und als Mordecai sich seine blutige Hand ansah, konnte Raven erkennen, dass der Blick des Kriegers von einer Ihn zur nächsten schlagartig eiskalt wurde. Er zog sein Schwert aus der Scheide und griff den Kur an. Mit Schwung stürmte er auf die Bestie zu und hieb auf dessen rechte Seite, bevor er unter den riesigen Pranken hindurch tauchte. Der Kur knurrte bestialisch laut und attackierte Mordecai, traf ihn mit seinen Klauen an dessen Brustkorb. Mordecai schien den Schmerz seiner Verletzung nicht wahrzunehmen. Er stoppte abrupt in seiner Bewegung und hieb weiter auf den Kur ein. Er bohrte ihm sein Schwert in den Arm und drehte die Klinge dabei. Der Kur brüllte und riss seine Krallen aus Mordecai’s Brust, zerrte seinen Arm aus dessen Klinge und lief wütend brüllend aus dem Dorf. Er drohte mit der Rückkehr ins Dorf, jedoch mit einer ganzen Armee.
Im Dorf kehrte Ruhe ein, nur die dünne Blutspur aus dem Dorf hinaus zeugte vom Kampf. Mordecai schwankte leicht und sank nach vorn auf seine Knie. Sein blutiges Schwert fiel lautlos in das Gras neben ihm. Raven und Corin rannten zu ihm und Raven wies seinen Jungen an, sich um den Verletzten zu kümmern. Er hob das Schwert auf und gemeinsam trugen sie ihn in Umbra’s Heilerstube.
Corin kümmert sich um Mordecai
Corin kam mit der Erstversorgung alleine klar und Raven machte sich auf die Suche nach Umbra.
Er rannte durch das Dorf und traf auf Vic, die gerade mit ihrer kleinen Tochter im Tragetuch spazieren ging. In kurzen Sätzen berichtete er von dem Kampf und den Verletzungen. Dann rannte Vic los und Raven suchte weiter nach Umbra. Als er sie nicht fand und sie auch auf seine Rufe nicht reagierte, rannte er zurück zur Heilerstube, vielleicht konnte man dort seine Hilfe brauchen. 
Als er dort ankam, war Corin über Mordecai gebeugt und machte sich mit einer Pinzette an dessen Brustverletzung zu schaffen. Vic wusch sich die Hände mit Green Paga und ließ sich von Corin auf den Stand der Dinge bringen. Raven bot sich an, die kleine Elina zu nehmen, damit Vic in Ruhe arbeiten konnte. Mit einem dankbaren Lächeln übergab sie ihm das Baby und Raven nahm es in den Arm. Er war ja noch geübt von seiner Lale. Er ging mit dem kleinen Bündel auf dem Arm nach Hause, holte dort die kleine Brusttrage und legte Elina hinein. 
Raven und Elina
Er beschloss wie schon so oft auf den Runenberg zu steigen und dort um die Gunst der Götter zu bitten. Andächtig stand er vor dem steinernen Altar und streichelte dem Baby über den Kopf. Ohne dass er es merkte, begann er leise ein Lied zu summen, das Lale als Baby auch sehr mochte. Raven lächelte und Elina beobachtete mit wachen Augen die Umgebung. Langsam ging Raven mit Elina vor der Brust zurück ins Dorf und setzte sich auf die Bank vor der Heilerstube.
Von drinnen drangen hastig gesprochene Anweisungen an sein Ohr. Raven streichelte Elina’s Köpfchen und lauschte ins Haus.
Raven und Elina
Es fühlte sich gut an so ein zartes und
wunderbar duftendes Wesen bei sich zu haben und Raven seufzte. Er ging ans Fenster und sah hinein, Mordecai saß auf der Liege und Vic legte ihm einen Verband an. Sie war also fertig. 
Raven ging wieder in die Heilerstube und Elina begann freudig zu glucksen, als sie ihre Mama sah. Vic streichelte ihre Tochter zärtlich unter dem Kinn. Mordecai rutschte von der Liege und griff nach seinen Waffen, die Raven vorhin auf das Tischchen neben der Liege gelegt hatte. Er bedankte sich bei Raven, dass dieser vorhin nicht in den Kampf eingriff, so ist nur er selbst verletzt worden. Er verabschiedete sich mit erhobener Hand und schlurfte nach draußen. Raven nahm Elina aus der Trage, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und gab sie Vic zurück. er bot sich als Sitter an, falls Vic und Brom ein paar Ahn für sich haben wollen. Er stellte nur die Bedingung, dass Elina satt und sauber wäre. Vic strahlte ihn an und dankte ihm für das Angebot. Raven wusste ja selbst, dass es für ein paar schwer ist Zeit für sich zu haben, wenn es gerade einen Säugling zu versorgen hatte. 

Raven zog es nach draußen. Seine Abneigung gegen Heilerstuben hatte er noch nicht abgelegt. Er ging mit Vic und dem Baby zum Feuer und Vic versorgte ihn mit Paga. Sie bat ihn ihr nun nach der ganzen Aufregung in Ruhe das Geschehen nochmal zu erzählen. Corin kam hinzu, nachdem er die Heilerstube wieder gereinigt hatte. Man besprach gerade das Passierte, als Umbra verschlafen zur Runde kam. Wieder erzählte Raven seine Geschichte und Corin berichtete von Mordecai’s Verletzungen und dessen Behandlung. Auch Mordecai kam zu der kleinen Runde hinzu und setzte sich behäbig auf eines der Fässer. Er hatte vorgehabt sich auszuruhen, aber genau diese Ruhe fand er nicht.

das große Grübeln

Bei Met und Paga beratschlagte man noch ein Weile, was man tun kann, wenn die Kurii erneut über das Dorf einfallen. Da sie nicht schwimmen konnten und Wasser verabscheuten, gelang man zu der Idee, auf Flößen oder Schiffen sein Hab und Gut und sein Leben in der Bucht vor dem Dorf zu sichern. Zumindest so lange, bis die von Prayer gesandten Krieger von ihrer Suche nach neuem Land zurückkehrten. Im Zweifel musste man den Kurii das Land überlassen und auf dem neuen Land ein neues Dorf aufbauen…

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