Raven
hatte eine anstrengende Reise hinter sich. Wieder hatte er sich auf die Suche
nach seiner Rayna begeben und wieder kehrte er allein zurück nach Lair. Bis auf
wenige abwegige Hinweise war seine Suche erfolglos geblieben. Nun aber stand er
vor seiner Heimat, vor Lair. Er breitete die Arme aus und brüllte lauthals
seine Begrüßung ins Dorf. Doch niemand sah nach, wer da so brüllte und so ging
Raven durch das ruhige Dorf zu seiner Hütte. Er fand dort Corin vor, der im
Haus umher wuselte und sofort auf die Knie glitt, als er seinen Jarl entdeckte.
Die Wiedersehensfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben und er schlang seine
Arme um Raven‘s Hüften.
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Innige Begrüßung |
Raven
war froh wieder daheim zu sein, auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, sein Weib
hätte ihn zurück begleitet. Er kramte in einer seiner vielen Taschen und holte
ein paar Honigcandys hervor. Corin strahlte und nahm sie beinahe andächtig aus
Raven’s Hand. Als er dann noch fragte, ob er sie nun essen dürfte, machte sich
Raven einen Scherz mit seinem Jungen. Todernst sagte er ihm, dass er die Candys
eigentlich als Dekoration mitgebracht hatte und er sie sich durchaus auf dem
Sims des Kamins sehr gut vorstellen konnte. Und Corin machte tatsächlich
Anstalten sie mit langem Gesicht dorthin zu legen. Raven musste lachen und
erlöste seinen Jungen, der sich prompt eine der Leckereien in den Mund steckte.
Raven
hatte Durst und war von seiner Reise hungrig. Er schickte Corin in die Hall,
ihm war nach Thurianischem Kalana. Er selbst ging zur Feuerstelle im Dorf. Als
Corin mit dem Wein und zwei Tellern zu ihm kam, staunte Raven nicht schlecht.
An sich wollte er nur eine Kleinigkeit, aber auf den Tellern hatte Corin ein
kleines Bosksteak mit Sul und gelben Rüben und Larmaspalten mit Honig
angerichtet. Raven’s Magen knurrte, als er die Leckereien sah und roch.
Er
begann zu essen und es schmeckte hervorragend. Während er aß, dachte er über
das nach, was ihm während seiner Suche zu Ohren gekommen war. Corin musste
gesehen haben, dass seinen Jarl etwas beschäftigte und fragte danach.
Raven
spülte das Essen mit dem Kalana runter und begann zu berichten. Er hatte sein
Weib nicht gefunden, aber er wusste, dass sie am Leben war. Sie wurde mehrfach
von verschiedenen Orten gesehen. Ein deutlich vom Paga benebelter Landstreicher
wollte Raven weißmachen, dass er Rayna gesehen hatte, und zwar in knappen
Kleidern eines Panthermädchens. Das konnte er sich beim besten Willen nicht
vorstellen und hatte den Kerl schallend ausgelacht.
Sicher, Rayna hatte übles
erlebt, aber konnte sie wirklich alle Kerle so hassen, dass sie sich auf die
Seite der Panthermädchen geschlagen hatte? Raven konnte und wollte das einfach
nicht glauben. Er beschloss ein paar Tage Kraft zu schöpfen und dann erneut
aufzubrechen, er wollte einigen anderen Hinweisen folgen.
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Raven erzählt |
Rayna
war zu den Wilden aufgebrochen um sich einen Trank anmischen zu lassen. Die
Entführung und die Folgen der Tage danach waren nicht schön, sie trug eine
ungewollte Frucht unter dem Herzen und diese wollte sie mit Hilfe dieses
Trankes loswerden. Zähne knirschend und mit einem unguten Gefühl im Bauch hatte
Raven sie vor ein paar Händen allein losziehen lassen. Für ihn selbst wäre es
dort als Kerl zu gefährlich gewesen. Er hatte beschlossen ein paar Tage Kraft
zu schöpfen und dann erneut aufzubrechen, er wollte einigen anderen Hinweisen
folgen.
Corin
bat Raven um Vorsicht, denn mit den Wilden sei nicht zu spaßen. Er selbst hatte
schließlich einige Jahre unter ihnen als ihr Sklave gedient und kannte sich mit
ihnen und ihrer Lebensweise gut aus.
Mitten
in Corin’s Erzählung hinein kam Umbra ans Feuer und grüßte laut. Raven und
Corin zuckten regelrecht zusammen. Sie erkundigte sich, ob es Raven gut ginge,
sie hatte ihn schließlich eine Weile nicht gesehen. Raven berichtete daraufhin
in kurzen Zügen von dem, was ihm auf seiner Reise zu Ohren gekommen war. Umbra
hatte wie so oft ein offenes Wort für Raven. Sie fürchtete Raven könnte etwas
zustoßen, wenn er sich aufmachte um nach dem Panthertribe zu suchen, bei dem
Rayna gesehen worden sein soll. Er wollte sie nicht einfach aufgeben, er musste
wissen, was an den Geschichten dran ist. Umbra hakte vorsichtig nach, äußerte
ihre Vermutung, dass Rayna wegen dem was ihr passiert war, flüchtete.
Wahrscheinlich um Raven und seinen Ruf zu schützen. Genau das wollte er sich
nie eingestehen und dass Umbra es aussprach, ließ Raven wütend werden. Er
schüttelte den Kopf, es war ganz sicher keine Flucht. Rayna brauch auf, um sich
von einer Schamanin einen Trank zubereiten zu lassen. Doch Umbra wies ihn
darauf hin, dass auch sie als Heilerin einen solchen Trank hätte zubereiten
können. Umbra hatte Sorgen um Raven, sie sah wie er litt, sich sorgte und wie
er nach jeder vergeblichen Suche nach seinem Weib gebrochen ins Dorf zurück
kehrte. Er hatte etwas sehr wertvolles in Lair, etwas, das ihn brauchte: Corin.
Raven
bemerkte Corin’s gerührten Blick zu Umbra und er sah seinen Jungen an. Er legte
Raven seine Hand auf den Arm, er wollte etwas sagen. Wieder erzählte er von
seiner Zeit bei den Panthermädchen, eine von ihnen war eine Schamanin. Niemals
hätten sie es zugelassen, dass jemand einen Trank außerhalb des Dorfes zu sich
nahm, dafür waren sie viel zu sehr auf die Geheimhaltung bedacht, auch was den
Standort ihres Dorfes anging. Er holte tief Luft und Raven sah ihn an. Er
berichtete weiter, dass beigemengte Drogen keine Seltenheit waren.
Wahrscheinlich wusste Raven’s Weib nicht mal mehr, warum sie dorthin ging.
Raven
wollte das nicht wahrhaben, er würde nach seiner Rayna suchen, und wenn es das
letzte sei was er tun würde. Umbra sah Raven besorgt an. Er tat ihr leid,
gerade weil er schon so lange nach ihr suchte und sie doch nie fand. Sie legte
ihm ans Herz irgendwann den Tatsachen ins Auge zu sehen, auch wenn sie noch so
unmöglich scheinen. Bei diesen Worten wischte sie sich eine Träne weg und Corin
sprang auf, flüchtete in Richtung Hall. Sichtlich durch den Wind kam er zurück
und reichte Raven einen neuen Kalana. Er sah seinen Jungen an, nahm ihm den
Kalana ab und erkannte, dass er im Dorf gebraucht wurde. Corin brauchte ihn.
Er
wollte einen allerletzten Versuch, nur noch einen. Umbra bat Raven, dass er
Abschied nehmen sollte. Ob er Rayna nicht finden sollte oder als
Panthermädchen, er sollte sich verabschieden, zu seinen Freunden zurück kommen
und sein Herz heilen. Raven nickte und dankte Umbra für die ehrlichen und
eindringlichen Worte. Corin bat erneut ums Wort und Raven nickte ihm zu. Er
fragte, ob Raven wusste, dass die Panthermädchen Stricke oder Lianen zu
Collaren umfunktionierten. Raven schüttelte den Kopf und versuchte zu
verstehen, warum das wichtig ist. Corin gab ihm die Antwort: Er hoffte, dass
sein Jarl das nie erfahren würde, er solle sich der Gefahr bewusst sein. Er
selbst war noch ein Kind, als er zu den Panthern kam, kein gestandener Kerl wie
sein Jarl.
Raven
versprach auf sich zu achten und ohne Kragen nach Hause zu kommen. Ein Grund
wäre Corin, er wollte seinen Großen doch wiedersehen.
Ihm
wurde dieses Gespräch zu viel, zu nah ging es ihm. Er leerte seinen Kelch und
bedankte sich bei Umbra und bot ihr an, sollte sie vor ähnlichen Problemen zu
stehen, sich immer an ihn wenden zu können. Außerdem bat er sie auf Corin zu
achten, wenn er wieder aufbrechen würde. Dann verabschiedete er sich und ging
mit seinem Jungen heim. Als er sich von ihm wärmen ließ, ging er nochmal den
Abend und seine Reise durch.
Seufzend schlief er ein
und träumte von einer gemeinsamen Zukunft mit seinem Weib.
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