Freitag, 7. Juni 2013

Soko und Stella wagen es


Raven saß auf einem der Holzstämme über dem Tor. Aus dem Dorf hörte er das aufgeregte Murmeln, schließlich stand heute die Gefährtenschaft von Soko und Stella an. Er seufzte. Eigentlich hatte er keine rechte Lust darauf, aber Stella hatte ihn persönlich darum gebeten der Zeremonie beizuwohnen.
Er hatte nicht viel Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn ein Besucher stand am Tor und hieb lautstark mit der Faust dagegen. Es stellte sich heraus, dass es ein Schreiber namens Justin war, der auf persönliche Einladung des Paares den weiten Weg aus dem Süden auf sich genommen hatte. Der Mann war Raven gänzlich unbekannt und da er sich nicht im Dorf auskannte, musste Raven in den sauren Apfel beißen und den Schreiber auf den Runenberg führen.
 
Da stand er nun, abseits vom Geschehen. Raven trat zur Seite und machte den erstaunlich vielen Gästen Platz. Einige Gesichter kannte Raven, aber die meisten waren ihm unbekannt. 

Soko wartete bereits auf seine Stella, die nicht lange auf sich warten ließ. Umbra führte ihre Schwägerin in spe auf den Runenberg und übergab sie ihrem Bruder. Stella sah wundervoll aus. Als sie in ihrem schneeweißen Kleid aus feinem Stoff den Runenberg betrat, ging ein Raunen durch die Menge.
 
Vic, die mit Soko am Altar gewartet hatte, begann sogleich mit ihrer typisch nordischen Zeremonie, die einigen Gästen die Tränen der Rührung in die Augen trieb. Raven bekam nicht viel mit, auch nicht von den Worten der beiden und der obligatorischen Übergabe von Schlüsseln und der Axt.  
Er dachte an den Tag zurück, als Rayna und er vor dem damaligen Dorfjarl ihren Bund für die Ewigkeit schlossen. Er sah auf, als ein tosender Beifall den Runenberg erfüllte. Es war vorbei. Raven ging zu den beiden und beglückwünschte sie.

Dann hatte er es eilig vom Runenberg zu kommen. Bei seinem Weg nach unten ins Dorf, traf er auf Vic, die wohl den Trubel genutzt hatte, um sich zurückzuziehen. Vic legte Raven eine Hand auf die Schulter, sie musste sich dafür ziemlich groß machen, tröstend war ihr Blick und Raven nickte. Sie musste nichts sagen, er wusste was sie ihm sagen wollte. Viele aus dem Dorf haben ihm in den letzten Tagen Trost zugesprochen und Mut gemacht. Raven räusperte sich und bat Vic, sollte Rayna wieder auftauchen, die Zeremonie von damals zu wiederholen. Es wäre ihr eine Ehre, war die ehrliche Antwort. Raven hoffte inständig, dass die Götter endlich wieder auch ein wenig Glück für ihn übrig hatten. Vic bot an, gemeinsam mit Raven ein Opfer auf dem Runenberg für Rayna’s Auffinden zu geben. Raven nickte, er hatte zwar schon eines der Hurts von Mika geopfert, aber ein weiteres und vielleicht größeres könnte sicher nicht schaden.

Er bot Vic seinen Arm zum Unterhaken an und gemeinsam gingen sie zum Festplatz, wo sich schon einige Gäste versammelt hatten. Er suchte sich dort einen Platz und nahm den Paga entgegen, den Bjalla ihm anreichte. Es war hinreichend bekannt, dass er dieses Getränk jedem anderen den Vorzug gab. Auf die Frage nach dem Essen, was die Bonds des Dorfes vorbereitet hatten – Tarskbraten, Vuloteile, gebackene Suls und Brot – ließ Raven sich Brot reichen. Er hatte wie so oft in den letzten Tagen weder Hunger noch Appetit. Er schob das Brot auf seinem Teller eher nach links und rechts, als dass er wirklich etwas davon aß.
 Die Feier zog an Raven vorbei. Es wurde getanzt und gelacht, die Stimmung war ausgelassen. Er jedoch wollte seine Ruhe. Er verabschiedete sich und trat seinen Heimweg an. Noch im Losgehen bemerkte er, dass Duncan etwas von ihm wollte, aber er hatte heute ganz sicher keine Lust sich mit dem Verkauf von Saroja zu befassen, auf die der Schmied sicherlich ein Auge geworfen hatte. Raven ging Heim, sollte Duncan ihn doch ein anderes Mal darauf ansprechen, nur ganz sicher nicht mehr heute…

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