Raven
saß auf einem der Holzstämme über dem Tor. Aus dem Dorf hörte er das aufgeregte
Murmeln, schließlich stand heute die Gefährtenschaft von Soko und Stella an. Er
seufzte. Eigentlich hatte er keine rechte Lust darauf, aber Stella hatte ihn
persönlich darum gebeten der Zeremonie beizuwohnen.
Er
hatte nicht viel Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn ein Besucher
stand am Tor und hieb lautstark mit der Faust dagegen. Es stellte sich heraus,
dass es ein Schreiber namens Justin war, der auf persönliche Einladung des
Paares den weiten Weg aus dem Süden auf sich genommen hatte. Der Mann war Raven
gänzlich unbekannt und da er sich nicht im Dorf auskannte, musste Raven in den
sauren Apfel beißen und den Schreiber auf den Runenberg führen.
Da
stand er nun, abseits vom Geschehen. Raven trat zur Seite und machte den
erstaunlich vielen Gästen Platz. Einige Gesichter kannte Raven, aber die meisten
waren ihm unbekannt.
Soko wartete bereits auf seine Stella, die nicht lange auf
sich warten ließ. Umbra führte ihre Schwägerin in spe auf den Runenberg und
übergab sie ihrem Bruder. Stella sah wundervoll aus. Als sie in ihrem
schneeweißen Kleid aus feinem Stoff den Runenberg betrat, ging ein Raunen durch
die Menge.
Vic,
die mit Soko am Altar gewartet hatte, begann sogleich mit ihrer typisch
nordischen Zeremonie, die einigen Gästen die Tränen der Rührung in die Augen
trieb. Raven bekam nicht viel mit, auch nicht von den Worten der beiden und der
obligatorischen Übergabe von Schlüsseln und der Axt.

Dann
hatte er es eilig vom Runenberg zu kommen. Bei seinem Weg nach unten ins Dorf,
traf er auf Vic, die wohl den Trubel genutzt hatte, um sich zurückzuziehen. Vic
legte Raven eine Hand auf die Schulter, sie musste sich dafür ziemlich groß
machen, tröstend war ihr Blick und Raven nickte. Sie musste nichts sagen, er wusste
was sie ihm sagen wollte. Viele aus dem Dorf haben ihm in den letzten Tagen
Trost zugesprochen und Mut gemacht. Raven räusperte sich und bat Vic, sollte
Rayna wieder auftauchen, die Zeremonie von damals zu wiederholen. Es wäre ihr
eine Ehre, war die ehrliche Antwort. Raven hoffte inständig, dass die Götter
endlich wieder auch ein wenig Glück für ihn übrig hatten. Vic bot an, gemeinsam
mit Raven ein Opfer auf dem Runenberg für Rayna’s Auffinden zu geben. Raven
nickte, er hatte zwar schon eines der Hurts von Mika geopfert, aber ein
weiteres und vielleicht größeres könnte sicher nicht schaden.
Er
bot Vic seinen Arm zum Unterhaken an und gemeinsam gingen sie zum Festplatz, wo
sich schon einige Gäste versammelt hatten. Er suchte sich dort einen Platz und
nahm den Paga entgegen, den Bjalla ihm anreichte. Es war hinreichend bekannt,
dass er dieses Getränk jedem anderen den Vorzug gab. Auf die Frage nach dem
Essen, was die Bonds des Dorfes vorbereitet hatten – Tarskbraten, Vuloteile,
gebackene Suls und Brot – ließ Raven sich Brot reichen. Er hatte wie so oft in
den letzten Tagen weder Hunger noch Appetit. Er schob das Brot auf seinem
Teller eher nach links und rechts, als dass er wirklich etwas davon aß.
Die
Feier zog an Raven vorbei. Es wurde getanzt und gelacht, die Stimmung war
ausgelassen. Er jedoch wollte seine Ruhe. Er verabschiedete sich und trat
seinen Heimweg an. Noch im Losgehen bemerkte er, dass Duncan etwas von ihm
wollte, aber er hatte heute ganz sicher keine Lust sich mit dem Verkauf von
Saroja zu befassen, auf die der Schmied sicherlich ein Auge geworfen hatte.
Raven ging Heim, sollte Duncan ihn doch ein anderes Mal darauf ansprechen, nur
ganz sicher nicht mehr heute…
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