Mittwoch, 9. Oktober 2013

Die Tür der Slavery fiel...

... knallend ins Schloss. Soviel hatte er zu tun, dass er mehr in der Slavery als in seinem Haus war. Raven seufzte und ging in Richtung Stadtzentrum. Er sah dort Lioba mit Corin unter dem großen Baum auf dem Marktplatz und blieb zunächst in einiger Entfernung stehen. Er beobachtete die Unterhaltung, von der aufgrund der Entfernung nichts verstand. Wieder kamen seine Gedanken auf den Handel und da er wieder die ganze Nacht darüber gegrübelt hatte, stand sein Entschluss so gut wie fest. Er straffte seine Schultern und ging auf die beiden zu. Sein Junge freute sich sichtlich, das tat gut. Aber auch Lioba schien bei seinem Anblick zu strahlen. Raven setzte sich dazu und Lioba erzählte, dass Corin sie mit Geschichten unterhalten hatte. Unter anderem auch mit der, wie er zu Raven an die Kette kam. Es war damals ein großer Zufall, der Corin das Leben rettete. Seither ist er Raven immer ein Loyaler Sklave gewesen. Für kein Geld der Welt würde er seinen Jungen verkaufen wollen.
Skal kam auf seiner Patrouille an ihnen vorbei und nutzte die kleine Runde für ein kleines Gespräch. Corin kümmerte sich um das Wohl der Freien und versorgte sie mit Getränken. Ninive stieß dazu und huschte sogleich zu ihrem neuen Herrn. Aus dem Augenwinkel bemerkte Raven, wie Corin ihr mit einem Fingerzeug bedeutete die Schenkel zum „Tower“ zu schließen, denn sie kniete im weiten „Nadu“ neben Skal. Sie verstand den Wink natürlich und schloss die Schenkel. Leise entschuldigte sich und damit
war das Thema gegessen, zumindest für Raven. Lioba war da eher anderer Meinung, aber das war bei den Weibern ja immer so. Sie fühlten sich immer beleidigt, wenn eine Sklavin offenherzig in ihrer Anwesenheit kniet. Was war es da doch im Norden einfacher… Raven hörte nicht mehr hin und als Lioba damit fertig war ihrem Unmut Luft zu machen, ging Skal mit Ninive in Richtung seines Hauses. Raven hatte mit halbem Ohr was von Reiseuniform und reinigen gehört. Skal hatte wohl wieder eine Reise vor sich. Als Lioba ihn ansprach, sah er sie an. Er war so in Gedanken vertieft, dass er alles ausgeblendet hatte. Nun saß er da und betrachtete ihr Profil. Sie wollte wissen, ob Mika auch Artefakte reparieren würde. Sie hätte da vor einiger Zeit etwas gefunden, dass sie für ein Artefakt hielt. Sie würde es Raven gern zeigen wollen, da er als Nordmann mehr Ahnung von derlei Dingen hätte als sie.
Sie sagte sie hätte das Artefakt in ihrem Zimmer in der Herberge und könnte es von dort holen. Raven ging mit. Da er Anstand hatte, blieb er im Vorraum der Herberge stehen. Er würde einer Lady gewiss nicht in ihr Zimmer folgen, auch wenn sie seine Zukünftige war. Er hörte durch die Tür, wie sie in einer schweren Truhe wühlte und den Deckel laut wieder schloss. Raven ging auf und ab, die Dielen knarzten unter jedem
seiner Schritte. Viel zu sehen gab es in diesem Raum nicht, also besah er sich die Maserung des Holzes. Als sich die Tür zum Zimmer öffnete, sah er auf. Lioba hatte einen Stab auf dem Rücken, der an der oberen Seite von einer Scheibe mit Sternen geschmückt war. Er hatte sowas noch nie zuvor gesehen. Vielleicht wusste Mika was das war. Lioba legte ihn zurück in die Truhe und Raven ging ihr nach. Nun, da die Türe offen stand, blieb er darin stehen und sah Lioba an. Deutlich war die Unsicherheit in ihren Augen zu sehen, ihr ganzer Körper strahlte es aus. Raven interessierte sich für die Geschichte des Stabes und Lioba erzählte ihm, dass sie auf einen Runenberg gegangen war und dort im tiefen Schnee mit dem Fuß an etwas hängen blieb. Sie schaufelte den Schnee fort und fand eben diesen Stab. Raven lauschte der Geschichte und Besah sich Lioba dabei. Er lehnte sich gegen den Türrahmen, wohl wissend, dass er ihr damit den Weg versperrte. Die Selbstsicherheit der letzten Tage verschwand, vor Raven stand ein hübsches Weib, das von ihrer eigenen Courage überholt und nun im Stich gelassen wurde. Er schmunzelte und löste die Situation, trat zurück und lud Lioba zum Ka La Na ein. Das Angebot nahm sie dankend an und gemeinsam gingen sie zur Gaststube und suchten sich dort einen Platz.
Natürlich war kein Sklave da. Raven hatte es geahnt. Ist man versorgt, schwirren sie um einen herum wie Fliegen um ein Stück gammliges Fleisch. Ist man aber hungrig oder durstig, ist passangweit kein Sklave
in Sicht. Raven stieß einen lauten Pfiff aus und gerade als Lioba sie beide mit Ka La Na versorgen wollte, tauchte Corin auf. Aber er war nicht allein, er hatte eine Rothaarige im Schlepptau. Sie sank vor Raven auf die Knie und er erfuhr, dass man ihr zuletzt den Namen Rina gab. Zuletzt war sie in der Oase der 4 Palmen, dort wurde sie an einen Krieger aus Jorts veräußert und jetzt gerade käme sie vom Hafen, wo sie von einem der Schiffe gestiegen war. Dieses Schiff legte nicht in Jorts sondern eben in Corcyrus an. Raven tat was seine Berufung war: er beanspruchte Rina im Namen der Stadt und legte ihr das Stadtcollar an. Lioba nahm die Sklavin in Augenschein und stellte fest, dass sie ziemlich dehydriert wäre. Sie schickte Corin nach Wasser und machte dann wieder Platz und trat ein paar Schritte zurück. Rina trank ihr Wasser und Raven griff nach seinem Ka La Na.
Da tauchte vor der Gaststube eine Sklavin mit einem Verr auf und Corin kümmerte sich auch um diese. Sie
war wohl auf der Suche nach ihrer Herrin. Der Name ihrer Herrin wäre Kasa und sie lebte auf Ardeur. Sie wäre auf Pilgerreise gewesen, aber als die Kleine auf dem Schiff wach wurde, wäre ihre Herrin nicht mehr da gewesen. Groß und blond sollte sie sein, aber Raven hatte diesen Namen noch nie gehört, Corin wohl ebenso wenig. Und dann fragte er sie nach ihrem Namen. Als Raven den hörte, sprang er von der Bank auf. Lale! Ewig hatte er seine Tochter nicht mehr gesehen, seit sie in Thentis bei ihren Großeltern lebte. Raven rannte die Stufen runter hin zu dem Mädchen. Corin war leichenblass. Raven sah sich das Mädchen genau an, musterte ihre Züge und suchte nach Ähnlichkeiten zu Rayna. Die größte waren wohl die gelockten schwarzen Haare. Sein Weib, als es noch sein Weib war, hatte ihre eigenen Locken immer unter größten Anstrengungen geglättet. Er fragte sie aus, fragte nach ihrer Herkunft, ihrem Alter. Sie konnte es nicht sein, sie war mit ihren 19 Wintern zu alt für seine Lale. Enttäuscht setzte er sich wieder zu Lioba und stürzte seine Ka La Na runter und erklärte ihr seine Reaktion.

Lioba legte Raven eine Hand auf die Schulter und gab ihm ein Kandablatt. Er sollte sich zur Ruhe legen und auf diesem Blatt kauen. Er knurrte, er ließ sich nicht gern etwas von einem Weib vorschreiben, aber im Grunde hatte Lioba Recht. Raven schnappte sich seinen Jungen, gab ihm im Haus die Hälfte des Blattes ab und legte sich hin. Dank des Kandablattes fiel es ihm leicht die Gedanken von seiner Lale und dieser Lale zu lösen und in einen traumlosen Schlaf zu verfallen.
 
 

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