Donnerstag, 31. Oktober 2013

Rückblende

Es ist möglich, fast ohne Erinnerung zu leben, ja glücklich zu leben, wie das Tier zeigt; es ist aber ganz und gar unmöglich, ohne Vergessen überhaupt zu leben.
Friedrich Nietzsche, Werke I - Unzeitgemäße Betrachtungen

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Raven hockte an seinem Schreibtisch. Er hatte reichlich an Papieren zu erledigen, aber er konnte sich nicht so richtig darauf konzentrieren. Ihm ging durch den Kopf, was innerhalb kürzester Zeit in Corcyrus geschehen war, seit seine Tochter Lale wieder in sein Leben getreten war. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch und erinnerte sich zurück.

Ein Bote kam eines Tages und brachte ihm eine Botschaft. Sie war von Prayer, der seit Lair’s Untergang mit seinem Weib Umbra zurückgezogen auf seinem Landsitz lebte. Er lud ihn zu sich ein, ein paar Tage ohne die viele Arbeit in Corcyrus würde ihm sicher gut tun und so beschloss Raven seinem Freund einen Besuch abzustatten. Er nahm Lioba mit, Prayer sollte seine Zukünftige kennenlernen und auch Corin war auf dieser Reise dabei. Es ergab sich, dass Raven und Lioba als Gefährten von dieser Reise zurück nach Corcyrus kehrten. Es war spontan und ohne viel großes Drumherum. Für Raven wie auch für Lioba war es eine Zweckgefährtenschaft und die musste nicht großartig gefeiert werden. Bei seiner Rückkehr erfuhr Raven, dass einiges geschehen war.
Mika und Maja bei der Zeremonie vor Kamchak
Mika hatte Maja die Freiheit geschenkt und schon am nächsten Tag zu seiner Gefährtin genommen. Das arme Ding wusste nicht wie ihr geschah und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Raven kannte das nur zu gut, denn auch er wollte schon das eine oder andere Mal seinem Corin die Freiheit schenken. Nur nahm dieser sie nicht an. Mika war wohl sehr von dem Gedanken angetan, irgendwann einen Sohn zu haben, der seine Schmiede übernehmen könnte. Das war der Beweggrund für die Freilassung seiner Bond. Sie schaffte etwas, dass noch keinem weiblichen Wesen gelungen war, sie brachte Mika dazu ein „normaler“ Mann zu sein. Er nahm Maja also zu seinem Weib und kaufte Sue, der Gefährtin des Administrators, Jannah ab. Er schenkte die blonde und bildhübsche Kajira Maja zur Gefährtenschaft und pachtete dazu sogar noch Webstube und Schneiderei. Damit Maja eine Wirkungsstätte hatte, wie er sagte

Raven musste grinsen und an das denken, was ihn und seinen Freund verband. Es war die heimliche Beziehung der beiden, die strengstens geheim bleiben musste. Er seufzte und trank einen Schluck seines Ka La Na und dachte weiter über die vergangenen Hände nach.

Raven und Lale im Gespräch
Lale… Seine Tochter, die ihm vor einigen Umläufen seine Rayna geschenkt hatte. Urplötzlich stand sie eines Tages vor ihm. Und sie wollte nicht nur ihren Vater sehen, nein auch ihre Mutter! Raven konnte das nicht akzeptieren, hatte Rayna doch ihr Schicksal gewählt und zu den Panthermädchen in die tiefen Wälder gegangen. Lale wollte sie auf Biegen und Brechen suchen, am besten in deren Refugium. Das kam für Raven allerdings überhaupt nicht in Frage, dieses Vorhaben war viel zu gefährlich. Er ließ sich aber darauf ein, dass man die Gemeinschaft, die sich „Freya’s Zorn“ nannte, zu Handelszwecken nach Corcyrus locken und so das Treffen vor den Mauern der Stadt realisieren würde. Aber auch dieser Gedanke behagte Raven überhaupt nicht. Er wollte Rayna nicht mehr begegnen, nachdem sie ihm so übel zugesetzt hatte. Auch wenn er nun eine neue Gefährtin hatte, würde er seine ehemalige Sklavin und Weib nie vergessen, auf ewig hatte sie einen besonderen Platz in seinem Herzen.

Raven runzelte die Stirn und sein Herz zog sich bei dem Gedanken an Rayna zusammen. Er knurrte und füllte seinen leeren Kelch wieder auf. Er dachte an sein Gespräch mit Kamchak zurück.

der Administrator von Anda
Raven hatte eine Botschaft und ein Geschenk für Kamchak entgegen genommen, als dieser auf einer längeren Reise war. Der Administrator von Anda besuchte Corcyrus, um sich persönlich bei der Stadt zu bedanken. Seine Schwester, Lady Azhar, wurde auf einer Reise verletzt und von Corin medizinisch versorgt. Er hinterließ eine Nachricht in der er sich bedankte und ein Säckchen voll mit wertvollen Salzen aus der Tahari. Das wollte Raven nun endlich übergeben, denn irgendwie bekamen er und Kamchak sich kaum zu Gesicht. So suchte er seine Administrator in dessen Haus auf und bat um ein paar Ehn seiner kostbaren Zeit.
Raven händigte Kamchak Botschaft und Säckchen aus und nutzte die Gelegenheit, nach seinen Plänen mit Lale zu fragen. Ihm war nämlich zu Ohren gekommen, dass er Arbeit für Raven’s Tochter hätte. Das käme Raven gerade Recht, denn so könnte sie vielleicht ein kleines Haus beziehen und würde nicht auf Raven’s Kosten in der Herberge

Raven bei Kamchak
nächtigen. Sicher, er würde sie dennoch finanziell unterstützen, keine Frage. Aber es wäre sicherlich um einiges kostengünstiger als das teure Zimmer in der Herberge. Kamchak hatte daran gedacht Lale die Bäckerei zu verpachten, damit sie die Stadt mit Brot und Kuchen versorgen könnte. Oder sie könnte die Gaststube als Wirtin verwalten, wobei dazu dann noch die Herberge käme. Raven gefielen beide Gedanken ausgesprochen gut, aber er wollte zunächst erst wissen, ob seine Tochter sich eines der beiden für sich vorstellen könnte. Je schneller sie auf eigenen Beinen stand, umso besser für Raven und seinen Geldbeutel. Die beiden Männer unterhielten sich noch eine Weile über dies und das und dann rief für Kamchak auch schon wieder die Arbeit, eine Delegation aus Belnend hatte sich bei ihm angemeldet. So ging man also auseinander.

Raven reckte sich und griff nach seinem Ka La Na. Er trank davon und drehte den Kelch in den Händen.
 
Mika bei der Arbeit
Die Sklaven kamen und gingen, eine war nicht ungewöhnlicher als die nächste. Doch eines Tages kam Raven an der Schmiede vorbei, vor der sich eine wahre Menschenmenge versammelt hatte. Am Kreuz war eine dunkelhäutige Schönheit fixiert und Mika machte sich daran sie zu branden. Raven bekam von Kamchak die Kette in die Hand gedrückt, offensichtlich war er sehr froh darüber sie los zu sein. Raven sollte erst im Laufe der nächsten Tage mitbekommen, dass diese Sklavin ein ganz anderes Kaliber war. Sie war wild und stolz und die größte Schwierigkeit bestand in der Verständigung. Nori, der seit Raven’s Reise zu Prayer an Mika’s Kette war, konnte ein paar Brocken Ushindi und so war es möglich sich halbwegs mit Jahirash, so war der Name der hübschen Wilden, verständigen. Deren Lernfortschritte kamen langsam voran, aber es war zu sehen, dass sie sich bemühte.

So kamen und gingen die Tage, so folgte einer Hand der nächsten. Dann dachte Raven an das, was Corin ihm vor ein paar Tagen erzählte.

Corin berichtet
Corin hatte Kräuter für die Heilerei gesammelt und war dabei bis weit vor die Stadt gegangen. Er hatte eine Kolonne entdeckt, die unter der Flagge von Thentis reiste. Viel war nicht zu erkennen, außer einem hochgewachsenen Mann mit Slaverschärpe und einer völlig verhüllten und recht kleinen Frau. Corin hörte wie der Mann die Frau mit Tochter ansprach und zählte eins und eins zusammen. Raven wusste natürlich wer der Slaver von Thentis war. Es war der Vater von Rayna… Und so wie es aussah, war Rayna in die Zivilisation zurück gekehrt. Und was wenn Lale ihrem Großvater eine Nachricht hatte zukommen lassen, wo sie sich befand und dass sie ihren Vater wiedergefunden hatte? Konnte es sein, dass es wirklich Rayna und ihr Vater waren? Corin sollte das Lager im Auge behalten und Raven jede Neuigkeit umgehend berichten.

Raven rieb sich die Schläfen. Er stand auf, sein Kopf war schwer vom Ka La Na und seine Augen brannten. Er ließ den leeren Kelch wo er war und legte sich in voller Montur ins Bett, wo er selbst im Traum noch die letzte Zeit verarbeitete.
 
 

2 Kommentare:

  1. Uh da hat sich ja reichlich was getan. Irgendwie verpasst Lale viele Bewohner besonders ihren Vater häufig. Na, wird sich schon noch ergeben ;-)

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    1. Das war im Grunde nur die "grobe" Zusammenfassung der letzten 2 - 3 Wochen... ;-)

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