Montag, 16. September 2013

Am Ende einer Hand

Raven hatte ausgesprochen gut in Corcyrus' Herberge genächtigt. Erst am späten Nachmittag kam er zu sich und musste feststellen, dass alle anderen bereits das Zimmer verlassen hatten. Außer Mika, der schlief seelenruhig und tief neben ihm auf dem breiten Bett. Raven sah nachdenklich an die Decke, heute war der letzte Tag der Frist, die er Rayna für eine Heimkehr gelassen hatte. Seufzend stand er auf und warf sich in seine Kleider.
Er trat auf den Marktplatz und roch das frische Backwerk, also ging er auf kürzestem Wege direkt zur Backstube. Gerade als er sich bei der Ware umsah, hörte er den Gruß einer weiblichen Stimme, die ihm sehr wohl bekannt vorkam. Dinah stand in einiger Entfernung mit jemandem vor einem der zahlreichen Gebäude und winkte ihm mit einem freudigen Strahlen auf den Lippen. Raven kniff die Augen zusammen, er musste 2x Mal hinsehen. War das etwa Uldig? Er trat näher heran und als er seinen Freund aus Lair erkannte, musste er breit grinsen. Die beiden Männer klopften sich gegenseitig auf die Schultern, das war ihre Art der Begrüßung.
Uldig war aufgrund einer Nachricht von Mika nach Corcyrus gekommen, die dieser in der Schmiede hinterlassen hatte. Und nun ließ sich Uldig von Dinah die Stadt zeigen. Dinah erwähnte mit einem süffisanten Grinsen, dass es wohl ein Zeichen sein muss. Eben wollte sie Uldig die Slavery zeigen und just in dem Moment erscheint der Slaver. Raven mochte dieses Lächeln und erwiderte es. Uldig bemerkte natürlich Raven's Reaktion und stieß ihn mit dem Ellenbogen an. Er meinte, Dinah sei eine wirklich gute Kajira, die nicht nur hervorragend tanzt, sondern auch auf bemerkenswerte Art den Pinsel zu schwingen weiß. 
Raven bewundert Dinah's Kunstwerk
Auf Raven's Nachfrage hin, deutete Uldig auf ein Bild auf einer Staffelei. Es zeigte Mika, Uldig und Talia. Raven sah es sich genau an und Dinah präsentierte es nicht ohne Stolz. Raven könnte sich durchaus vorstellen, der Kajira Modell zu sitzen. Uldig fragte grinsend, ob Raven denn auch so lange stillhalten könnte, erstrecht bei der Künstlerin. Nun war es Raven, der Uldig eher unsanft mit dem Ellenbogen anstieß.
Noch während Raven mit Uldig und Dinah vor deren Bild stand, trat der Administrator zu der kleinen Gruppe. Er begrüßte Raven mit "zukünftiger Slaver" und Raven musste grinsen. 
Kamchak stößt zur kleinen Gruppe
Kamchak hatte Ninive und Sira im Schlepptau. Raven hatte sich noch nicht entschieden, aber er fand mehr und mehr Gefallen an der Stadt. Nun grinste Kamchak und meinte eher beiläufig, ob es wirklich nur die Stadt und nicht doch deren Kajirae waren. Er deutete auf Dinah. Vorsorglich hatte er, so berichtete Kamchak weiter, die Baumeister beim Bau der Slavery angetrieben. Sobald Raven die Offerte von Kamchak annahm, wäre die Slavery seine neue Wirkungsstätte.
Nun war Raven neugierig geworden und drängte auf die Besichtigung. Dinah wackelte vor ihm und Raven folgte ihr auf dem Fuße. Wären die Straßen nicht so gut gepflastert gewesen, ganz sicher wäre er über seine eigenen Füße gestolpert.
Raven nahm die überaus großzügig geschnittene Slavery in Augenschein. Überhaupt alles war in dieser Stadt großzügig, kein Vergleich zu den kleinen, aber zweckmäßigen, Hütten in Lair. Es gab einen großen Raum, in dem mit Sicherheit noch zwei Käfige Platz finden würden. Spiegel fehlten Raven noch an den Wänden, aber Dinah meinte, es wäre keine Problem noch welche anbringen zu lassen. Durch eine schmale Tür kam man in einen Verschlag, in dem die Stadtsklaven untergebracht werden sollten. Raven gab zu bedenken, dass die offenen Wände zu beiden Seiten wenig Schutz vor kalten Nächten boten. Aber es wäre sicher machbar die Lücken mit wärmenden Fellen bei Bedarf abzuhängen.
Uldig war in diesem Verschlag mit Ninive beschäftigt. Offensichtlich hatte er Interesse an dem Mädchen. Raven ging zurück in den Hauptraum, in dem Dinah wartete und ihn erwartungsvoll ansah. Raven lobte die Arbeit der Baumeister und Dinah schien darüber sehr erleichtert. Plötzlich knurrte sein Magen und er griff sich an den Bauch. Er murmelte, dass er hungrig wie ein Larl wäre und mit Sicherheit das erstbeste reißen würde. Er könnte über alles herfallen was sich bewegt und nicht bei 3 geflüchtet wäre. Dinah riss die Augen auf, sie musste das auf sich bezogen haben. Grinsend entließ er sie, nachdem sie anbot etwas für ihn und Uldig zubereiten zu wollen. Sie rief laut "drei" und schon war sie weg.
Raven ging ihr nach und vor der Taverne traf er auf Kamchak und Sira. Dort brachte er erneut sein Lob für die Arbeit zum Ausdruck und Kamchak nahm es wohlwollend mit einem Nicken zur Kenntnis. Sira erwähnte nebenher, dass man sogar das Badehaus um einen Massagebereich erweitert hatte. Raven war sichtlich beeindruckt. Die beiden lieferten sich gerade einen Smalltalk, als Dinah ausrief, dass das Mahl bereit zum Essen wäre.
Uldig und Raven lassen es sich schmecken
Raven eilte zur Taverne und nahm an dem reich gedeckten Tisch Platz. Dinah hatte eine Menge Steaks mit Suls und Brot gezaubert und Raven lief das Wasser im Mund zusammen. Er ließ sich einen weißen Ka La Na bringen und machte sich mit Uldig über das Essen her. Für seinen Hunger aß er ziemlich gesittet, schmatzte nicht, benutzte sogar das Besteck und schnitt Stücke vom Fleisch ab. Uldig bestellte sich einen roten bei Ninive, die die Bestellung mit "ja mein Jarl" quittierte. Raven grinste und aß hungrig weiter. Als er  fertig war, kam Jannah, die Kajira der Gefährtin des Administrators, mit einer Schale Wasser, damit Raven sich die Finger waschen konnte.
Er winkte Dinah zu sich und sie kniete nah neben ihm. Uldig hatte sein Mahl ebenfalls beendet und befragte Raven nach dem, was ihm mit Rayna wiederfahren war. Dieses Thema hatte Raven sehr lange beschäftigt und jedes Mal, wenn er daran erinnert wurde, zerbrach sein Herz aufs Neue. Heute endete die Frist von einer Hand. Uldig sagte nichts, sondern sah ihn voller Mitgefühl an. Das war eine Kunst die er meisterlich beherrschte.
Völlig in Gedanken versunken legte er Dinah die Hand in den Nacken und begann die zarte Haut über dem kunstvollen Kragen zu streicheln.
Raven mit Dinah
Sie erwiderte die Aufmerksamkeit damit, dass sie sich gegen Raven's Hand lehnte. Mika kehrte in der Taverne ein, auch er hatte seinen Schlaf beendet. Er setzte sich zu den Männern und ließ sich von seiner Talia eine warme Milch bringen. Daraufhin bat er Jannah aufzuspielen. Er hatte ihr schon einmal von ihrem Talent vorgeschwärmt. Mika kümmerte sich um Talia, Uldig hatte mit Ninive zu tun und Raven hing seinen Gedanken nach, während er Dinah's weiches Haar zwischen seinen Fingern zwirbelte. Jannah holte ein Instrument hervor, das einer Panflöte ähnelte und spielte auf.
 

Jannah an ihren Instrumenten
 Da Raven die Schwermütigkeit der Panflöte zu schaffen machte, tauschte Jannah ihre Instrumente und begann beschwingt zu singen und zu tanzen. Raven lauschte der Musik und streichelte Dinah's Nacken. Er entspannte und sie wohl auch, denn sie lehnte sich immer mehr gegen ihn und begann sogar sanft sein Bein zu streicheln. Diese Kajira hatte ein scheinbar ein Gespür für Situationen, die Zurückhaltung und Trost erforderten.
Als die allgemeine Aufbruchsstimmung unter den Anwesenden ausbrach, stand auch Raven auf und verabschiedete sich von Mika, Uldig und den Sklavinnen. Er entschuldigte sich bei seinen Freunden. Er würde die Nacht nicht in der Herberge verbringen, sondern unter freiem Himmel.
 
Er ging ein Stück aus der Stadt heraus und setzte sich unter einen Baum. Er sah auf die hell leuchtenden drei Monde und schlief irgendwann ein, obwohl er mit Leibesmühen gegen die Müdigkeit ankämpfte...


 
 

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