Donnerstag, 23. Mai 2013

Das Ende einer langen Suche

Raven Corn, Sklavenhändler aus Torcodino, steht vor den mächtigen Stadttoren Hochburgs, jener gut versteckt liegenden Stadt im Voltai.
Viele Mondphasen ist Raven nun schon auf der Suche, auf der Suche nach seinem verlorenen Mädchen. Fast täglich denkt er an Rosa, die blonde Barbarin, die er einst als Beschaffer nach Gor brachte. Er lächelt bei der Erinnerung. Er hatte den Auftrag ein eben solches Mädchen zu finden und nach Gor zu bringen. Nie hätte er sich verlieben dürfen, aber dieses Mädchen war etwas Besonderes. Heimlich kundschaftete er sie aus und immer wieder trafen sich ihre Blicke. Sie ging freiwillig mit Raven nachdem er ihr verriet wer und was er ist.
Raven hält sich als Schutz vor der gleißend hellen Mittagssonne die Hand über die Augen und sieht die vielen Stufen hinauf. Er seufzt und macht sich für den Aufstieg in die Stadt bereit. Seine Gedanken kreisen um den Tag, an dem man ihm Rosa stahl. Sie waren auf dem Weg nach Port Kar. Rosa war Kajira an seiner Kette. Er wurde von Tarnsöldnern angegriffen und niedergeschlagen. Als er wieder zu sich kam, war sein Mädchen schon lange weg. Seit diesem unglückseligen Tag bereist er Gor und sucht nach Rosa, bislang ohne Erfolg. Sie ist spurlos verschwunden.
Raven betritt die Handelsebene der Stadt, der Duft frischen Brotes steigt ihm in die Nase und lässt seinen Magen knurren. Er hört Schritte hinter sich und dreht sich langsam um. Da steht ein Krieger, der ihn misstrauisch beäugt und mit einem tiefen "Tal" begrüßt. Als er sieht wie die Hand des Kriegers nach dem Schwert greift, klappt er seine Kapuze herunter und nimmt das Tuch vom Mund, das ihn gegen Staub und Hitze schützt. Der Krieger starrt auf Ravens Stirn, womöglich hält er ihn für einen Assassinen. Mit rauer Stimme erwidert er den Gruß und hält abwehrend die Hände hoch, zeigt damit, dass er nichts im Schilde führt.
Mit der Hand am Schwert fragt der Krieger nach Ravens Namen. Er stellt sich vor. "Ich bin Raven Corn aus Torcodino!" Raven meint für den Bruchteil einer Ihn etwas in den Augen des Kriegers aufblitzen zu sehen. "Und mit wem habe ich die Ehre?" - "Connor Firehawk, Hauptmann der Tarnreiter dieser Stadt und persönlicher Geleitschutz der Tatrix!", so stellt sich der Krieger vor.
"Sei gegrüßt Hauptmann! Gibt es in dieser Stadt eine Schenke? Ich habe Durst von meiner langen Reise..." Der Hauptmann nickte und zeigte ihm zu folgen. Raven folgte ihm und wurde in die Taverne geführt. Eine Kajira eilte herbei und nahm ihre Wünsche entgegen. Raven sah dem Mädchen nach, sein Blick haftete auf ihren kaum bedeckten Rundungen. Viel zu lange war es her, dass er das Feuer einer Kajira in den Fellen spüren konnte.
Er wandte sich ab und sah auf den Hauptmann, der neben ihm auf einem der wackeligen Hocker saß. "Was führt dich nach Hochburg?" wurde Raven gefragt. "Ich bin auf der Suche nach jemandem." Kurz und knapp kam ihm die Antwort über die Lippen. "Und nach wem suchst du genau? Ich bin der Hauptmann der Stadt, womöglich kann ich dir deine Suche verkürzen." Raven sah den Mann an. "Ich suche mein Mädchen, eine blonde Barbarin." Wieder war da dieser seltsame Ausdruck im Gesicht des Kriegers und Raven stutzte. War er hier vielleicht endlich richtig? Wusste der Hauptmann etwas über den Verbleib der Kajira? Raven wurde misstrauisch. „Es gibt viele blonde Mädchen in dieser Stadt, sie sind in Hochburg nichts Besonderes.“ Irgendetwas sagte Raven, dass der Hauptmann ganz sicher mehr weiß als er zuzugeben bereit ist.
„Sie hört auf den Namen Rosa.“ Der Hauptmann verstärkt den Griff um den Pagabecher in seiner Hand, Raven sieht wie seine Knöchel sich weiß färben. „Hast du von ihr gehört oder weißt du sogar wo sie ist Hauptmann?“ Genau beobachtet er den Mann. „Was willst du von dieser einen Kajira Fremder? Sie ist eine unter vielen, eine Schlampe für die Felle, nicht weiter sonst.“ Raven hatte Recht, der Hauptmann weiß etwas. „Wo ist Rosa?“ fragt er direkt. „Wenn du weißt wo sie ist, sag es mir!“ – „Du weißt schon, dass sie nach einer Hand nicht mehr dein Besitz ist?“ Raven nickt. Sicher weiß er das, aber er hatte auch nicht vor unrechtmäßig Besitz von Rosa zu erlangen. „Wo ist sie?“ fragt er erneut. „Wem gehört sie jetzt?“
Der Hauptmann baut sich vor Raven auf. „Ich habe eine blonde Kajira an meiner Kette, aber es ist nicht deine Rosa!“ – „Zeig sie mir, ich will sie sehen!“ Der Hauptmann sieht Raven mit eiskaltem Blick an. „Du machst dich lächerlich! Was willst du von einem Mädchen, das an der Kette ihres Herrn glücklich ist? Das ihren Herrn von ganzem Herzen liebt und ihm mit ihrem ganzen Sein ergeben ist?“ Raven springt auf. „Verdammt, zeig sie mir, ich will sie sehen. Ich durchsuche ganz Gor seit unzähligen Mondphasen nach ihr. Wenn es nur einen winzigen Hoffnungsschimmer gibt, will ich ihn nutzen und sie sehen.“ Der Hauptmann nickt und steht auf. „Gut, wie du willst. Komm mit.“
Er führt Raven zu seinem Haus und Ravens Herz schlägt ihm vor Aufregung und voller Vorfreude bis zum Hals. Doch das Haus ist leer, nirgends ist eine blonde Kajira zu sehen. Der Hauptmann deutet auf ein Bild an der Wand, das ihn mit zwei blonden Mädchen zeigt. Das eine hat kurze Haare mit einer andersfarbigen Strähne. Doch das andere Mädchen… Raven starrt auf das Bild. „Rosa…! Das ist meine Rosa! Ruf sie, ich will sie sehen und mit ihr reden!“ Der Hauptmann tippt Raven auf die Brust. „Nicht deine, das ist meine Rosa! Sie lebt eine halbe Ewigkeit an meiner Kette. Und sie liebt mich! Aber wie du willst, ich rufe sie. Sie wird dir sagen, an wem ihr Herz hängt… Rooosaaaaa! Komm her, du hast Besuch. Har-ta!“
Raven hört die schnellen Schritte eines Mädchens, dass eilig die Treppe herunterläuft. „Grüße mein Herr! Ich habe Besuch? Aber wer sollte mich schon…“ Raven fängt den Blick aus Rosa’s hübschen Augen auf. „Raven…“ haucht sie fast tonlos und sinkt vor ihm auf die Knie. „Ich meine, Grüße Herr… Bitte verzeiht…“ Raven runzelt die Stirn. „Du sorgst gut für sie, sie ist wunderschön… Und sie scheint ihre Liebe vergessen zu haben.“ Er ist wütend und enttäuscht. „Frag sie Raven, frag sie wen sie liebt!“ Rosa hebt den Blick, ihre Augen sind tränenverhangen. Sie erkennt ihn also. „Rosa, hör zu, ich suche seit einer halben Ewigkeit nach dir und nun endlich habe ich dich gefunden.“ Rosa sieht ängstlich von Raven zum Hauptmann. „Frag sie! Du willst sie fragen wem ihr Herz gehört, also tu’s!“
Raven betrachtet sie eindringlich, lässt die Augen über ihre Rundungen gleiten. „Liebst du mich noch Rosa? Sag die Wahrheit!“ Er sieht wie Rosa zu überlegen scheint und dann langsam den Kopf schüttelt. Tränen kullern über ihre Wangen. „Ich liebe meinen Herrn, den Hauptmann von Hochburg, Herr! Ich liebte einst den Slaver, aber er achtete nicht auf mich, ließ mich unbeobachtet und ließ zu, dass man mich stiehlt!“ Wütend speit sie ihm die Worte entgegen. „Und dieser Slaver kommt nun her, nach so langer Zeit und fragt mich, ob ich ihn noch liebe? Das tut er? Wie kann er nur?“ Sie sackt schluchzend in sich zusammen und der Hauptmann stellt sich schützend hinter sein Mädchen.
Das ist nicht die Rosa, die er einst auf der Erde sah. Er hat sie an den Hauptmann verloren, das wird Raven nun mehr als klar. Er schluckt schwer und nickt. „Ich verstehe… Vergiss nicht Mädchen, ich habe dich immer geliebt und werde es immer tun, ich habe überall nach dir gesucht...“ Raven sieht den Hauptmann an. „Ich finde alleine raus, ich danke dir.“ Ohne Rosa noch eines Blickes zu würdigen dreht sich Raven um. Als er die Hand an der Klinke hat, spürt er die des Hauptmanns auf seiner Schulter. „Raven...“ Raven hält inne. „Was denn noch?“
„Ich will dir nur das Angebot machen zu bleiben, diese Stadt heißt dich willkommen. Du und Rosa solltet in Ruhe und ohne Emotionen, die euch nun beide aufwühlen, noch mal reden. Wenn du dir das vorstellen kannst?“
„Ich werde über dein Angebot nachdenken Connor.“ Raven sieht ihn noch einen Moment an und verlässt das Haus in Richtung Taverne. Ihm ist danach noch den einen oder anderen Paga zu trinken und sich später von einer der Pagaschlampen auf andere Gedanken bringen zu lassen.

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