Donnerstag, 23. Mai 2013

Landa

Raven streckte sich und sah auf sein Mädchen, das seinen Kopf in seinen Schoß gelegt hatte und sanft schlummerte. Leise plätscherte das Wasser an der Schiffswand und Raven sah gen Himmel. Die Sonne stand schon recht tief, weit kann es nicht mehr sein. „Wir legen gleich an Sir!“ Der Schiffer kündigte damit die baldige Ankunft an. Raven hatte kein besonderes Ansinnen ausgerechnet hierher zu reisen. Seit er Hochburg den Rücken kehrte, bereiste er Gor mit seinem Mädchen Cel. Nie blieb er irgendwo länger als nur ein paar Nächte. Nur die Priesterkönige wussten, ob er jemals wieder sesshaft werden würde.
Verhältnismäßig sanft weckte er sein Mädchen, indem er sie von seinem Schoß schob. Mit knackenden Knochen stand er auf und streckte sich. Auch sein Mädchen reckte sich ansehnlich und Raven genoss den Anblick des nur spärlich bedeckten Fleisches. Das Schiff legte laut polternd an. „Na komm Kleines, lass uns von Bord gehen.“ Er nickte dem Schiffer zu und stampfte los. Das leise Tippeln hinter ihm verriet, dass Cel ihm folgte.

Sie verließen das Schiff und kamen vom Anleger aus mehr oder weniger zufällig an einem unauffälligen Weg vorbei, dem sie kurzentschlossen folgten. Der Weg führte sie zu einem Stadttor, das von Wachen gesichert wurde.
Das war also Landa.
121108_003_IIRaven ließ sich von der Stadtwache den Weg zur Taverne zeigen, er hatte Hunger und Durst von der Reise. Sie betraten den nur mäßig beleuchteten Raum, in dem außer einem Slaver, einer Freien und zwei Kajirae niemand weiter saß. Die bis eben noch zu hörende Unterhaltung verstummte und man sah ihn an. Aus einem hinteren Raum drang leises Gemurmel an Raven’s Ohr. Raven und Cel grüßten und Raven deutete knapp eine Verbeugung in Richtung der Freien an. Er wurde neugierig und vielleicht auch ein wenig misstrauisch beäugt. Vielleicht lag es auch daran, dass Raven seine Kastenfarben blau und gelb nicht trug. Nach einem kurzen Moment wurden ihre Grüße erwidert. Raven sah sich um und nahm an einem freien Tisch auf einem der einladenden Kissen Platz. Er klopft neben sich auf das Kissen und Cel kniet nah an seiner Seite. 
Vom Nachbartisch wird eines der Mädchen geschickt. Er legt seine Hand besitzergreifend auf Cel’s wunderbar weichen und doch auch festen Schenkel und sieht auf das fremde Mädchen. Leise wird er nach seinen Wünschen gefragt und er verlangt nach reichlich Wasser und etwas zu Essen. Mit absolut neutraler Miene sieht er an dem Mädchen vorbei zum anderen Tisch, an dem die beiden Freien sitzen und ihn ebenfalls ansehen. Raven wird von der Freien gemustert. Er erhascht den Blick und nickt ihr freundlich zu. Sie fragt nach seinem Ansinnen, ob er jemanden suche. Sie klingt neugierig, als wäre er seit langer Zeit der erste Gast der Stadt.
Raven antwortet nicht sofort, er sieht die Freie an und streicht mit seinem Daumen über Cel’s strammen Schenkel. Nein, er suche niemanden, er sei auf seiner Reise lediglich hier vorbeigekommen.
121108_004_IIDer Freie steht auf und kommt mit seinem Getränk zu Raven und dieser deutet mit seiner freien Hand auf eines der Kissen. Er stellt sich als Kadir vor, Sklavenhändler der Stadt. Raven sieht es ohnehin an seiner Kleidung in den Kastenfarben. Auch die Freie gesellt sich zu ihnen und Raven stellt sich vor, nennt seinen Namen. 
Als das Mädchen mit Wasser und einem Teller Brot zurückkehrt und neben ihm kniet, nickt er ihr kurz zu und hält die Hand hin. Für einen aufwändigen Serv ist er viel zu hungrig und durstig. Nachdem er getrunken hat, beantwortet Raven die Frage der Freien nach seiner Herkunft. Die Freie staunt nicht schlecht, liegt Torcodino doch einige Monde von Landa entfernt. Raven bestätigt, dass er sein einiger Zeit bereits reist. Den Grund behält er für sich, zudem wurde er ja auch nicht nach dem Warum gefragt.
Das Mädchen kniet noch immer neben ihm, das Tablett mit seinem Essen in der Hand, das auf dem Teller vibriert als würde es leben. Er runzelt leicht die Stirn und deutet auf den Platz vor ihm, sie soll es dorthin stellen. Entweder ist sie von Natur aus nervös oder aber sie hat noch nie in ihrem Leben bedient.
Gerade als Raven sich ein Stück Brot zwischen die Zähne geschoben hat, stürmte ein Rarius aus dem Nachbarraum hinein. Laut fragt er, wer hier aus Torcodino kommt und sieht einen nach dem anderen an. Raven hält dem Blick des Fremden stand und antwortet zunächst nicht, stattdessen kaut er langsam auf seinem Brot herum. Mit einem Schluck Wasser spült er es genau in dem Moment herunter, als der Rarius ungeduldig seine frage wiederholt. Raven seufzt und gibt sich zu erkennen.
Wie die anderen vorhin mustert er Raven misstrauisch. Er scheint ihm nicht zu glauben und meint spöttisch, dass er Raven noch nie gesehen hätte, schließlich hätte er lange Zeit dort gelebt, bevor die Priesterkönige die Stadt dem Erdboden gleichgemacht hatten. Raven’s Zeit in Torcodino ist schon so lange her, dass es schon gar nicht mehr wahr ist. Genau das antwortet er dem Rarius. Außerdem war Torcodino kein kleines Dorf, es ist daher mehr als wahrscheinlich, dass zwei Menschen sich nicht über den Weg laufen. Der Rarius fragt skeptisch, ob Raven denn auch den Administrator der Stadt kenne und Raven lacht. Welcher Einwohner einer Stadt kennt nicht den Administrator seines Heimsteins? Raven ist der Mann suspekt, er traut ihm nicht über den Weg. Als hätte er es geahnt und nicht anders erwartet, wird er nach dem Namen des Mannes gefragt. Raven seufzt und nennt ihn in der Hoffnung, dass der Mann endlich Ruhe gibt.
Scheinbar fühlen sich auch die anderen im Raum von diesem Mann in ihrer Ruhe gestört und Raven spürt deutlich das Flimmern in der Luft. Cel rückt näher an ihn und er streicht beruhigend über ihren Schenkel, zeigt ihr damit, dass alles in Ordnung und sie in Sicherheit ist. Der Mann lacht kurz heiser und entschuldigt sich für seine Frage. Er hätte sich nur gewundert, weil er Raven nie zuvor gesehen hat. Raven spürt, wie sich die Anspannung unter allen löst und entspannt sich nun auch, der Rarius hebt abwiegelnd die Hände und verlässt den Raum.
Raven schiebt sich noch ein Stück Brot in den Mund und hält seinem Mädchen etwas an die Lippen. Sie nimmt es aus seinen Fingern, wie zu einem Kuss geformt berühren ihn dabei ihre weichen Lippen. Raven lächelt über diese Geste.

Er fragt den Freien, ob es eine Möglichkeit gäbe für eine oder zwei Nächte in der Stadt unterzukommen. Kadir bietet ihm hier in der Taverne ein Zimmer oder im Händlerviertel ein kleines Haus an. Raven reicht ein Zimmer und ein Fell, sein Mädchen wird ihm schon die Felle wärmen. Er tätschelt grinsend Cel’s Schenkel und Kadir lacht. Die Freie scheint ziemlich neugierig zu sein, denn sie fragt Raven weiter aus. Sie will seine Kastenzugehörigkeit wissen und Raven sagt es ihr. Kadir’s Grinsen wird noch breiter und erfreut ruft er aus: „Ha, ein Kastenbruder!“ Eine angeregte Unterhaltung entwickelt sich und man tauscht gegenseitige Komplimente für das Mädchen des anderen aus.
Plötzlich betritt ein weiterer Rarius den Raum, er führt eine vermummte Gestalt an einer Kette hinter sich her. Der Größe nach zu urteilen ist die Person weiblich. Er sieht sich misstrauisch im Raum um und trifft für einen Moment Raven’s Blick. Laut grüßt er und sein Gruß wird von allen erwiedert. Die Kette am Hals der Gestalt klirrt, als der Rarius durch die Taverne hinter sich herzieht und an einem abseits gelegenen Tisch Platz nimmt. Raven und Kadir sehen sich ungläubig an, auch die Kajirae werfen sich verwirrte Blicke zu. Die völlig verhüllte kniet! Es kann keine Freie sein. Kadir meint mit einem fiesen Grinsen im Gesicht, dass es wohl eine verdammt hässliche Sklavin sein muss, wenn der Rarius sie nur so verhüllt mit sich führt. Raven kann sich die Verhüllung auch nicht anders erklären.

Die Freie, die bei Raven und Kadir am Tisch sitzt und schon vorhin neugierige Fragen stellte, kann sich nicht zurückhalten und fragt den Rarius nach seiner Herkunft. Als dieser antwortet, er käme aus Port Kar, brummt Raven was von Piratennest. Er hatte nicht erwartet gehört zu werden, doch als der Rarius seine Hand auf sein Schwert legt, weiß Raven, dass er ihn gehört haben muss. Er rührt sich nicht sondern trinkt stattdessen gelassen von seinem Paga, den er sich vorhin von Cel hat bringen lassen.
121108_002_II

Er dreht nicht mal den Kopf, als Cel an seiner Kleidung zupft und wohl seine Aufmerksamkeit haben will. Brummig fragt er was sie will und sein Mädchen flüstert, dass es vielleicht möglich sein könnte, dass der Rarius das Mädchen möglicherweise geraubt hat und durch die Verhüllung eine Aufdeckung der Tat verhindern will. So ganz unrecht könnte sein Mädchen nicht haben, das würde auch das seltsam geheimnisvolle Verhalten des Mannes erklären.


-------------------------------------------------------------------------------------------------


Am nächsten Abend klärte sich alles auf, als Raven mit Cel an seiner Seite und Kadir nebst dem Administrator von Landa wieder in der Taverne hockte und die Ruhe genoss. Der seltsame Rarius war mit dem verhüllten Mädchen auch wieder da. Der Gastraum wurde von 3 Männern betreten, einer davon an der Kette eines Schmieds. Der andere war Slaver.
121111_001_II
Es stellte sich nach einem derben Wortwechsel und Drohgebärden mit den Waffen heraus, dass es sich um Gesandte der Oase von Klima handelte, die auf der Suche nach der verschollenen Kajira des dortigen Pascha’s waren. Diese Kajira wurde entführt und genau diese Kajira befand sich unter der Verhüllung an der Kette des Rarius‘!
Es gab ein Handgemenge, das der Rarius nicht überlebte. Ohne weiteres Zögern verließen die Gesandten mit der Kajira Landa und auch Raven hatte es eilig diesen Ort zu verlassen…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen