Donnerstag, 23. Mai 2013

Raven's Erinnerungen

Raven saß auf der Mauer über dem großen Tor und blickte auf den See, der rotgolden in der Abendsonne glänzte. Seit 3 Monden war er nun in Lair hoch oben im Norden. Er lehnte sich entspannt in den Stuhl und legte seine Füße auf das Fass daneben.

Man hatte ihn freundlich aufgenommen und ihm sogar ein Dach über dem Kopf angeboten. Lair brauchte einen Slaver und so blieb er. Raven wusste seine Cel in guten Händen beim Wirt in Landa, er hatte ihn gut für seine wachen Augen bezahlt. Wie er erfuhr, hatte der ehemalige Schmied aus Hochburg nebst seinem Jungen Mika sein Domizil hier gefunden, so wie auch der junge Tarnreiter Prayer, der sich hier als Bootsbauer verdingte.
Raven beobachtete ganz in Gedanken versunken den seichten See, der nur von einem leichten Wellenschlag bewegt wurde, sanft kräuselte sich das Wasser unter der untergehenden Sonne. Auch im Dorf wurde es immer ruhiger und alle versammelten sich wie so oft um das Feuer in der Dorfmitte. Raven blieb wo er war und hing seinen Gedanken nach.
 
Er erinnert sich wie er hier ankam und wie er höflich aufgenommen wurde. An sich war Raven nur auf der Durchreise, er war auf einer Handelsreise um neue Ware zu kaufen und wieder zu verkaufen. Aber es gefiel ihm hier im Norden und ihm gefielen die Menschen, die so einfach und direkt waren. Er beschloss das Angebot des Dorfjarls anzunehmen, das er ihm schon am zweiten Tag bei einem Met in der Hall machte. Raven wollte wieder sesshaft sein, die ewige Reiserei ohne festes Ziel war ihm leid und so kam ihm die Aussicht auf ein eigenes Dach über dem Kopf äußerst gelegen. Er sandte gleich am nächsten Tag einen Boten nach Landa aus, dass man ihm sein Hab und Gut und vor allem seine Cel nach Lair brachte. Als es nach einer Hand hieß das Schiff würde anlanden, ließ er alles stehen und liegen und rannte zum kleinen Hafen, zu groß war seine Freude über das Wiedersehen.
Er und Cel waren schnell im Dorf etabliert, Cel war nicht nur eine ausgezeichnet ausgebildete Kajira, nein auch die Gepflogenheiten des Nordens waren ihr nicht fremd. Nur eines schaffte sie nicht, diesen süßen Honigwein, der im Norden so großen Anklang fand, konnte selbst sie ihrem Jarl nicht schmackhaft machen. Raven zog einen Paga jedem anderen Gesöff vor.
Raven lächelte bei der Erinnerung an sein Mädchen und schnippste eine Schmutzkrume von seiner Hose. Dann sah er wieder auf’s Wasser.

Cel… Er liebte sie von Tag zu Tag mehr. Aber sie an seiner Kette zu haben, war ihm nicht mehr genug, er wollte mehr. Viel mehr! Als sie eines Abends erschöpft in die Felle sanken, die sie eben noch leidenschaftlich zerwühlt hatten, reifte in seinem Kopf ein Plan. Er nahm sich vor diesen schon am nächsten Tag zu verwirklichen.
Als er aufwachte war sein Mädchen bereits aufgestanden, die Sonne stand schon hoch im Mittag. Er zog sich rasch an und machte sich auf die Suche. Raven fand Cel beim Vieh und schloss sie in seine Arme, als sie ihn entdeckte und auf ihn zu rannte. Ohne große Erklärungen zog er sie mit sich zu Umbra, der Heilerin Lairs, und Tarl dem Dorfjarl. Als er vorhin durch das Dorf schlenderte, sah er sie beide in ein angeregtes Gespräch vertieft.
Die verwirrte Cel an seiner Hand hinter sich herziehend lief er mehr als er ging zu den Beiden. Unter beider Augen entließ er Cel aus seinem Kragen, Tarl und Umbra bezeugten es mit ihrer Anwesenheit. Aus Cel der Sklavin wurde Rayna die Freie und noch bevor sie sich bedecken konnte, fragte Raven ob sie an seiner Seite als seine Gefährtin bleiben will. Er hoffte innständig, dass sie das tun würde und sein Herz machte einen Satz, als sie mit einem strahlenden Lächeln nickte. Er küsste sie und schickte sie in sein Haus, wo sie sich Kleider anziehen konnte, die nur einer Freien zustanden.
Wieder tauchte Raven aus seinen Erinnerungen auf und kratze sich am Kinn. Diesen Tag würde er so schnell wohl nicht vergessen…
Als Rayna wieder kam, traute er seinen Augen nicht. So verhüllt sie auch war, sie war wunderschön. Der derbe Stoff ihrer Robe schmeichelte ihrer zierlichen und doch äußerst weiblichen Statur. Tarl trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und so nahm Raven seine Rayna bei der Hand und zog sie mit sich, gemeinsam folgten sie Tarl auf den Runenberg, wo sie ihre Gefährtenschaft vor den Augen von Odin, Freya, Loki und Thor schlossen. Es war eine kleine Zeremonie, kaum jemand nahm Notiz davon und doch war es ein bewegender Moment.

 

Sie verbrachten die Tage als Gefährten, Raven ging seinem Beruf als Slaver nach und Rayna, die zudem selbst eine ausgebildete Slaverin war, ging ihm zur Hand und unterstützte ihn. Des Nachts, wenn sie heiß und leidenschaftlich die Felle zerwühlten und sich gegenseitig zum Glühen brachten, beteten beide insgeheim zu Freya, dass sie ihnen den größten Wunsch überhaupt erfüllen möge.
 
Raven griff nach seinem Paga, der er sich mitgebracht und auf dem Fass abgestellt hatte. Er trank einen großen Schluck davon und musste kurz auflachen. Der Abend, an den er gerade dachte, hatte ihn an dem Geschmack seines Weibes zweifeln lassen.

Wenn der Tag zu Ende ging, traf man sich am zentralen Feuerplatz, so auch diesen Abend. Raven war noch geschafft von der Strafe, die er Nele zuteilwerden lies. Sie hatte sich mit Mika in den geheimen Gängen des Dorfes ihrer Wonne hingegeben und war vom Dorfjarl dabei erwischt worden. Mika spürte 5 Hiebe mit der Kurt auf seinem Rücken und Nele bekam ganze drei Hiebe zu spüren. Nele war die Dorfbond, nachdem ihr Herr Lair verließ erhob Raven im Namen des Dorfes auf sie Anspruch.
Sein Weib gesellte sich zu ihm und versuchte ihm den Stress des Tages vergessen zu machen. Zwischendurch schimpfte sie über Nele, die ihre Robe wohl ein wenig zu heiß gewaschen hatte. Sie würde an einigen Stellen zu eng sein, besonders um ihre Brüste herum und am Bauch. Raven vermutete eher gutes und reichliches Essen, aber das dachte er lieber nur. Als Rayna ihn dann auch noch nach Dolgrim dem Fischer und ihrem Appetit auf Salzfisch mit Honig fragte, verstand er die Welt nicht mehr. Ihm war schon aufgefallen, dass sein Weib recht blass und kränklich wirkte, als sie dann auch noch über Schwindel und diese seltsamen Gelüste sprach, bat er Umbra darum am nächsten Tag sich sein Weib genauer anzusehen.
Raven mochte keine Heiler, Umbra schon und dennoch war ihm nicht wohl als er und Rayna die Heilerei betraten. Mit argwöhnischem Blick betrachtete er all die sonderbaren Gerätschaften und Tinkturen in den Regalen. Umbra drückte Rayna einen Becher in die Hand und schickte sie in einen Nebenraum. Raven fühlte sich alles andere als Wohl. Er war froh, als sein Weib mit einem halbvollen Becher wieder zurückkehrte und nahm sie in den Arm. Gemeinsam sahen sie zu wie Umbra einen kleinen Streifen Pergament in die hellgelbe Flüssigkeit tauchte und wie sich dieser beinahe sofort rosa verfärbte.
Als Umbra sich zu ihnen drehte und mit einem sehr breiten Grinsen verkündete, dass sie beide schwanger wären, hob Raven sein Weib an und drehte sich mit ihr, so glücklich war er. Umbra wollte ganz sicher gehen und bat Rayna auf die Liege und tastete ihren Bauch ab.
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Es war noch sehr früh, dennoch konnte sie spüren, dass Rayna's Körper eine heranwachsende Frucht barg. Im Frühjahr wäre es dann soweit und Raven und Rayna könnten ein gesundes Baby in ihren Armen halten. Ob Junge oder Mädchen würde sich dann zeigen.
Als sie später am Feuer die freudige Nachricht dem Dorf überbrachten, konnten ihm die Schauergeschichten der anderen Weiber über die Schmerzen einer Geburt kaum etwas anhaben. Er gab sich selbst aber sehr wohl zu, dass er daran noch gar keinen Gedanken verschwenden wollte. Es war schließlich sein erstes Kind. Raven stand auf und streckte sich. Er wurde also Papa, so unglaublich ihm das auch noch vorkam. Er nahm seinen Paga und beschloss sich zu den anderen ans Feuer zu gesellen und den Abend in netter Gesellschaft und vielleicht dem einen oder anderen Paga ausklingen zu lassen.

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