Sonntag, 26. Mai 2013

Schicksalshafte Tage

Raven erwacht und windet sich aus dem Bett. Er hat nicht sonderlich gut geschlafen und reibt sich die schmerzenden Schläfen. Was ist in den letzten Tagen nur mit Lair geschehen? Welchen Fluch haben die Götter diesem kleinen Dorf nur auferlegt? 
Erst dieser feige Angriff gegen Umbra, die nur knapp mit dem Leben davon kam. Sie hatte sich eine schwere Verletzung am Hals zugezogen. Druna war ebenfalls von dem Eindringling verletzt worden, als sie mit bloßen Händen versuchte, das Schwert des Kerls von Umbra fernzuhalten.
Dann nur einen Tag später Corin‘s Fund am Bach. Er ist sprichwörtlich über Shani gestolpert, die dort blutüberströmt und ohne ein Anzeichen von Leben lag, neben ihr Raven’s Dagger. Sie hatte sich ihn gestohlen und die Pulsadern aufgeschnitten. Raven ließ Shani’s leblosen Körper, den er in ein weißes Tuch gehüllt hatte, in das Hafenbecken gleiten. Eine andere Beisetzung stand er Shani nicht zu, denn sie hatte ihr Leben schließlich selbst ausgehaucht.
Bei dem Versuch seinen leidenden Jungen ein wenig was gutes zu tun, verbrühte Raven sich dann ziemlich übel die Hand am heißen Milchtopf und die Milch war auch nicht wirklich zu gebrauchen.  
Alles in allem waren die letzten Tage von Schicksalsschlägen geprägt. Raven schlich förmlich ans Feuer, wo er auf Druna traf. Dieses Mädchen hatte einiges in ihrem hübschen Köpfchen und wieder gab sie Raven einen guten Rat. Natürlich hatte sie erkannt, dass ihn etwas ziemlich heftig beschäftigte. Raven machte sich Vorwürfe, ob er in Shani irgendwelche Hoffnungen geweckt hatte. Hatte sie sich deswegen für ein Leben in Unfreiheit entschieden? Hatte sie aus diesem Grund vielleicht ihrem Leben ein Ende gesetzt, als Raven ihre Zuneigung nicht in dem Maße erwiderte, wie sie es sich vielleicht erhofft hatte? 
 
Druna empfahl Raven, sein Herz auf dem Runenberg zu erleichtern. Vielleicht würden ihn die Götter von seinen schlechten Gedanken erlösen. Raven dachte kurz über diesen Vorschlag nach. Er lebte nun zwar schon eine Weile im Norden, aber ein echter Nordmann war er nicht. Würden ihm die Götter helfen? Er beschloss es herauszufinden und schlug Druna's Angebot aus ihn zu begleiten, er wollte allein sein. Und so begab er sich mit immer langsameren Schritten zum Runenberg. Raven war erst kürzlich hier, als die Gefährtenschaft zwischen Prayer und Umbra besiegelt wurde. Aber jetzt war das hier ein stiller Ort, schon fast zu still. Raven ging näher zum Altar und lehnte sich gegen eine der Säulen. Nur in Gedanken sprach er zu den Göttern und irgendwann wurde ihm klar, dass er den Tot seiner Bond nicht zu verantworten hatte. Es war ihr freier Wille aus dem Leben zu treten und wenn sie es nicht zu diesem Zeitpunkt getan hätte, dann eben zu einem anderen und keiner hätte daran etwas ändern können. Nur in Gedanken sprach er zu den Göttern und irgendwann wurde ihm klar, dass er den Tot seiner Bond nicht zu verantworten hatte. Es war ihr freier Wille aus dem Leben zu treten und wenn sie es nicht zu diesem Zeitpunkt getan hätte, dann eben zu einem anderen und keiner hätte daran etwas ändern können.
Nach einer halben Ewigkeit wie ihm schien, stieg er vom Runenberg hinab. Vor ihm lag in der untergehenden Sonne Lair, seine neue Heimat, sein zu Hause. Zufrieden ließ er den Blick über die Häuser gleiten und schnaufte. Bestärkt und erleichtert, setzte er seinen Weg zurück zu den anderen fort.
 


Blick vom Runenberg auf Lair
Als er in sein Haus trat, schwang ihm ein angenehmer Duft von gebratenem Boskfleisch und Suls entgegen. Corin und Deigja hatten gemeinsam gekocht und servierten beide mit erwartungsvollen Blicken das Essen. Raven aß ihnen zuliebe, er hatte weder Appetit noch Hunger. Er ließ so reichlich viel auf dem Teller, dass seine beiden Goldstücke problemlos mehr als satt werden sollten. Zufrieden sah er ihnen beim Essen zu.
 

Raven mit seinen Goldstücken Corin und Deigja
Irgendwann ging auch dieser Tag zu Ende und ein neuer begann. Und es sollte ein besonders tragischer werden...
 
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Raven begab sich wie so oft ans Feuer. Dort ist immer jemand anzutreffen und man kann gegenseitig mit Neuigkeiten austauschen. Doch heute waren die Sitzplätze rund ums Feuer leer und auch keine Flamme züngelte wie so oft an den Holzscheiten empor. Raven machte sich daran das Feuer zu entzünden und nahm dann einfach irgendwo Platz. Er hing seinen Gedanken nach und starrte ins Feuer, bis ihn ein Gruß zurück in die Gegenwart holte.
Vic, die Godia, war ans Feuer gekommen und sie sah ziemlich mitgenommen aus. Raven fragte gerade heraus, ob etwas passiert sei und Vic ließ nicht lange mit der Erklärung für ihren Zustand auf sich warten: Anima, die Jungheilerin aus Belnend, war tot.
 
Am Vorabend wäre sie von einer Schlange gebissen worden, als sie mit Sana, der Gefährtin des Schmieds und Brauers Duncan, auf der Suche nach Heilkräutern war. Corin wäre ihr zur Hilfe geeilt und konnte die Schlange töten und den Göttern opfern, aber für Anima konnte er nichts mehr tun.
Raven war geschockt. Wieder keimte in ihm der Gedanke auf, dass die Götter Lair für irgendetwas strafen wollten. Sicher, sie schieben die Leben hin und her wie Spielfiguren auf einem Schachbrett, aber anstatt ständig Leben zu nehmen, sollten sie nun langsam auch wieder Leben schenken.

Noch an diesem Abend sollte die Beisetzung von Anima erfolgen. Ihre sterblichen Überreste sollten nach alter nordischer Tradition auf den Weg nach Walhalla gebracht werden. Zu vorgerückter Stunde versammelten sich alle Dorfbewohner an der Werft des Dorfjarls. Anima's zarter und jugendlicher Körper wurde auf Prayer's Schild herangetragen und auf einem Boot gebettet. Prayer setzte einen Teddybeeren neben Anima, es war wohl ihre letzte Erinnerung an Belnend gewesen. Raven hielt sich im Hintergrund. Er fühlte sich erschlagen von all den Eindrücken der letzten Tage und wohnte der Beisetzung aus einiger Entfernung bei.

Er sah zu, wie erst Vic und dann Prayer einige Worte an die Trauernden richteten und wie Prayer Anima zwei Goldmünzen auf die Augen legte. Als er dann dem Boot Schwung verlieh und es immer weiter auf das Wasser trief, entzündete Prayer einen Pfeil und spannte seinen Bogen. Er setzte auf diese Weise das Boot, auf dem Anima's Körper lag, in Brand. Schnell griffen die Flammen auf das ganze Boot über.
 
Schweigend verfolgten alle wie das Boot verbrannte und dann sank. Man fand sich schweigend in der Hall ein. Doch Raven war nicht danach. Auch wenn er ein gestandener Kerl war, das was in den letzten Tagen geschah, war zu viel für ihn. Er wollte allein sein, nichts und niemanden wollte er um sich haben.
 
Er verabschiedete sich aus der Hall und ging langsam nach Hause, wo er nach einiger Zeit am Schreibtisch in sein Bett sank und irgendwann erschöpft einschlief...

7 Kommentare:

  1. Wird alles wieder gut, mein Jarl, ganz bestimmt ;-))

    Deigja

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  2. Wird alles wieder gut mein Jarl, ganz bestimmt ;-))

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  3. wird alles wieder gut, mein Jarl :-))

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  4. Pfff, dein Blog hat was gegen Kommis von mir. Jaja, ich weiß, Sklaven haben nix zu sagen, ich tus trotzdem. Schöner Blog, weiter so, mein Jarl"chen" ;-)

    Deigja

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    1. Lag daran, dass ich deine Kommi's noch moderieren musste ;-)

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  5. Da scheinen wirklich harte Zeiten angebrochen zu sein in Lair.
    Es ist auch bei dramatischen Szenen schön, Dein Blog zu verfolgen.

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    1. Danke sehr! :-) Ich hoffe ja, dass nun endlich mal wieder bessere Zeiten für das kleine Dorf anbrechen...

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