Montag, 28. Juli 2014

Wieder herrschte in der Schmiede ...

... ein reger Durchgangsverkehr. Erst stand Lale im Hof und hielt Raven von der Arbeit ab. Ihrer Meinung nach sollte Raven sich mehr Zerstreuung gönnen und unter Leute gehen. Raven hatte aber gut zu tun, sodass er eher selten aus seiner Schmiede kam. Seit seine Tochter in der Stadt weilte, dachte er immer öfter an Rayna und daran, wie es ihr wohl in Thentis ergehen mochte. Lale schien das Thema nicht mehr hören zu wollen und meinte geradeheraus, dass er sie dort besuchen und sie selbst fragen sollte, wie es ihr geht. Oder er solle sich am besten ein neues Weib suchen, aber genau das wollte Raven nicht. Er konnte nichts dagegen tun, dass dieses Weib, das ihm schon vor Umläufen den Rücken gekehrt und sich einem Waldmädchentribe angeschlossen hatte, noch immer in seinem Herzen wohnte. Lale merkte wohl, dass dieses Gespräch wie so oft zu keinem Ergebnis führen würde und verabschiedete sich von ihrem Vater.
Lale nimmt ihren Vater ins Gebet
Lale war gerade aus dem Hof gegangen und Raven hatte den Schleifstein in neuen Schwung versetzt, um das Gladius weiterzuschleifen, als Shala im Tor stand und ihn bei seiner Arbeit beobachtete. Kurz darauf klatschte es und Lucius stand hinter Shala, der er einen Hieb auf deren Hintern gegeben hatte. Der Baumeister plante eine Latrine für die Unterstadt zu errichten und fragte Raven nach seiner Meinung was den richtigen Platz anging. Entweder in der Nähe der Taverne „Zum Schlüpfrigen Loch“ auf der Freifläche zur Stadtmauer hin oder eher in der Nähe des Badehauses. Raven fand es in der Nähe der Taverne praktischer, denn wo getrunken wurde, musste man sich vermehrt erleichtern. Raven überlegte, als ein weiterer Gast in seinem Blickfeld auftauchte. Lycia, die Gefährtin des Prätors, stand mit einer Schriftrolle in der Hand in der Gasse vor der Schmiede.
Sie bat um ein paar Ehn, da sie mit Raven etwas zu besprechen hatte. Lucius, der nun von seinem Schüler Pavidus gefunden wurde und mit diesem sich um die Planung der Unterstadtlatrine kümmern wollte, verabschiedete sich und Raven ging mit Lycia ins Haus. Er ließ sich die Schriftrolle geben, entrollte sie und las mit immer besserer Miene was darin geschrieben stand. Quintus hatte Wort gehalten und hatte Raven die Bestätigung aus Torcodino organisiert, die bezeugte, dass er in die Kaste der Sklavenhändler geboren wurde. Er reichte Lycia die Rolle, damit sie selbst lesen konnte und als sie ihm die Rolle zurückgab, wurde ihr Blick ernst. Sie informierte Raven darüber, welchen Einfluss derzeit das Sklavenhaus Crispus hatte und dass eine Ausübung seines Berufes nicht ungefährlich wäre. Doch für Raven ging es nicht in erster Linie um die tatsächliche Ausübung. Vielmehr war ihm wichtig, nicht als Schmied Rayna unter die Augen zu treten, sollte er sich wirklich dazu durchringen sie in Thentis aufzusuchen. Zu genau erinnerte er sich daran, wie Lale ihn ansah als er ihr von seinem Beruf erzählte, den er wirklich gern ausübte, als sie ihn hier in Victoria aufspürte. Lycia schien das zu verstehen, bat Raven aber dennoch vorsichtig zu sein. Wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag, war Lucia Crispa zu einem nicht geringen Anteil dafür verantwortlich, dass Quintus‘ Ansehen in der Unterstadt schwand. Sie und Quintus wollten ungern einen neu gewonnenen Freund unter die Räder kommen sehen.
Lycia überbringt die langersehnte Urkunde
Gerade als Lycia im Begriff war sich zu verabschieden, klopft es an der Tür. Bei den Göttern, heute war es in der Schmiede wie auf dem Großtarnturm zur Feierabendzeit. Lycia huschte nach draußen und Raven sah nach wer da was von ihm wollte. Es war die Vogelhändlerin Aemilia, deren Laden er vor ein paar Tagen in Augenschein genommen und eine Skizze für die von ihr geplante Käfigwand gefertigt hatte. Nun wollte sie sich nach dem veranschlagten Preis erkundigen. Beide setzten sich im hinteren Teil der Schmiede in den Schatten und Aemilia gab Raven zu verstehen, dass die neu eingeführte Fenstersteuer ihr ziemlich schwer zu schaffen machte. Raven war klar, dass sie nur den Preis drücken wollte, aber auch er musste schließlich von etwas leben. Für das was ihr vorschwebte, musste Raven ihr 1 Silber berechnen, allein das notwendige Material rechtfertigte diesen Preis. Die Arbeitsleitung war da noch nicht mal drin, aber die stellte Raven erst mal hinten an.
Doch in Anbetracht der momentanen Lage lehnte Aemilia die Anfertigung ihrer Wünsche ab. Raven bot ihr aber an, die Käfigwand nach und nach im Baukastensystem anzufertigen, je nach dem sie Mittel zur Verfügung hatte. Über diesen Vorschlag wollte Aemilia gemeinsam mit ihrer Schwester nachdenken, die ja gemeinsam mit ihr den Laden führte.

Ein langer Arbeitstag für Raven ging zu Ende, aber dank der Fenstersteuer hatte er wieder nichts verkaufen können.
 

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